Monemvasia ist eine einzigartige, sehr malerische Kastellstadt, die auf einem 300 Meter hohen und 1,8 km langen, wuchtigen Felsklotz vor der Küste der Präfektur Lakonien im Südosten der Halbinsel Peloponnes und am Eingang zum Myrtoischen Meer liegt. Altgriechen, Franken, Byzantiner, Venezianer und Türken bewohnten diese nur über einen Damm mit dem Festland verbundene Insel. Weil sie nur ein einziges Eingangstor hatte, wurde sie „moni embasia = einziger Zugang“ genannt. Sie galt bis zur griechischen Unabhängigkeit 1821-30 wegen ihrer schweren Einnehmbarkeit als das Gibraltar des Ostens. Die Stadt war auch wichtig zur Sicherung des Seewegs von Konstantinopel nach Venedig.
Um 583 n. Chr. wurde die erste Ansiedlung auf dem Felsen von Monemvasia errichtet, als zahlreiche Lakonen nach den ersten Einfällen von Slawen und Arabern hier Zuflucht fanden. Es gab mehrere Versuche die Stadt einzunehmen, die alle fehlschlugen, da die Festung uneinnehmbar und unerschütterlich war. Im Jahre 1249 jedoch erreichten die Franken nach einer dreijährigen Belagerung ihre Übergabe. Die Einwohner der Stadt nährten sich von Mäusen und Gras und mussten am Ende vor Hunger ihr Tor öffnen. Die Stadt blieb fränkisch bis 1262, als sie nach der Schlacht von Pelagonia an die Byzantiner abgetreten wurde.
Monemvasia erlebte dann zwei Jahrhunderte lang eine Blütezeit, wurde ein bedeutendes Handelszentrum und byzantinischer Bischofssitz und bildete ein Rückzugsgebiet für die Byzantiner in Südgriechenland. 1446 wurde die Stadt von den Venezianern erobert und blieb bis 1540 unter ihrer Herrschaft. Von 1540 - 1690 fiel der Ort an die Türken. 1690 bis 1715 wurde Monemvasia wieder von den Venezianern zurückerobert. 1694 wurde Francesco Morosini von der venezianischen Republik zum Kommandant der Stadt ernannt. Schließlich eroberten die Türken 1715 Monemvasia zurück. Während der zweiten türkischen Besetzung setzte ein radikaler Bevölkerungsschwund ein, der die in ihren Glanzzeiten zwischen 10.000-25.000 Menschen zählenden Bewohner auf wenige hundert dezimierte. Im griechischen Befreiungskrieg 1821 wurde die Stadt nach einer Belagerung von griechischen Freiheitskämpfern befreit. Anfang des 19. Jh. war Monemvasia nur noch ein Schatten seines früheren Glanzes. Die Oberstadt war schon vor dem ersten Weltkrieg menschenleer. Sie versank in der Bedeutungslosigkeit und wurde ein sterbender Ort.
Noch 1970 lebten in der Unterstadt von Monemvasia kaum noch ein halbes Dutzend Menschen. Nach 1980 setzte der Wiederaufbau der alten Unterstadt ein. Heute werden die mittelalterlichen Gebäude nach und nach restauriert, viele von ihnen sind zu Hotels und Tavernen umgewandelt worden und es entsteht ein lebhafter Tourismus. Viele wohlhabende Athener haben in Monemvasia alte Häuser wieder restauriert und sich so ihre Wochenendresidenz errichtet, sodass heute ein reges Leben in der Stadt besteht.
Wenn man aus der Ferne von der Peloponneshalbinsel aus den bizarren Felsen von Monemvasia mit seinen schroff abfallenden Felsen und dem Hochplateau aus dem Meer herausragen sieht, glaubt man kaum, dass dieser einen Ort verbirgt.
GEFIRA - ein moderner Ortsteil
Der auf dem Festland befindliche Ortsteil von Monemvasia heißt Gefira und bedeutet „Brücke“. Die Häuser sind rund um eine Bucht gebaut. Es gibt einige Geschäfte, Tavernen, Cafes und Hotels. Direkt am Damm befindet sich der alte Fischerhafen, am südöstlichen Ende des Ortes der Yachthafen wo sich einige Yachten und Fischerboote tummeln. Über einen schmalen Damm erreicht man von Gefira aus den Felsklotz von Monemvasia.
DIE UNTERSTADT - ein Ort mit malerischem Charme
An der Südflanke des Felsens, 1,4 km von Gefira entfernt liegt die Unterstadt. Die schmale Straße endet vor dem mit den venezianischen Löwen geschmückte Stadttor von Monemvasia. Am Straßenrand befinden sich einige Parkplätze, die gut frequentiert sind. Es empfiehlt sich, von Gefira den Zubringerbus zu benutzen. Die Stadt selbst ist wegen der schmalen Gassen für Autos unpassierbar und deshalb autofrei. Aus diesem Grund sieht man in Monemvasia an so vielen Ecken Schubkarren stehen - neben den Eseln und Maultieren das Hauptbeförderungsmittel für Lasten aller Art.
Beim Durchschreiten des Eingangstores scheint sich die Zeit zu ändern. Vor dem Besucher liegt eine mittelalterliche Stadt, die einen sofort in ihren Bann zieht. Enge, mit Kopfstein gepflasterte Gassen, verwinkelte Innenhöfe, liebevoll restaurierte Natursteinhäuser mit ihren Ziegeldächern, byzantinische Kirchen, idyllische Hotels, Tavernen, Boutiquen und Souvenirläden strahlen einen malerischen Charme aus.
Der Spaziergang durch die Stadt macht richtig Spaß. Der Ort ist ruhig, kein Rummel, keine Autos stören hier. Man sieht, wie weitere, bereits zerfallene Häuser wieder restauriert und stilgerecht umgebaut werden. Das Baumaterial wird wie vor Hunderten von Jahren mit Eseln und Mulis durch die engen Gassen an die Baustelle transportiert. Auch einige alte Kirchen aus verschiedenen Epochen kann man besichtigen. Am pittoresk hergerichteten kleinen Hauptplatz, neben dem Haus des Bischofs, steht die Bischofskirche Christos Elkomenos. Sie ist im 13. Jh. im Stil einer Basilika mit einer Kuppel erbaut worden. In der venezianischen Zeit 1697 ist sie mit einer Vorhalle erweitert worden. Am Eingang in das Mittelschiff sieht man links und rechts zwei Sessel, sie können als Fürstensitze des Mittelalters gedeutet werden. Die alte holzgeschnitzte Ikone ist durch eine Marmor-Ikone ersetzt worden. Ein Besuch des Archäologischen Museums in der gegenüber liegenden ehemaligen Moschee lohnt sich. Dort sind archäologische Funde aus der Stadt, Skulpturen, Schmuckstücke, Geschirr, Druckplatten, aber auch Zeugnisse aus der osmanischen Zeit ausgestellt.
Nur wenig oberhalb der Bischofskirche steht die Myrtidiotissa Kirche. Sie wurde 1690 erbaut und wurde für den gleichnamigen Nonnenorden errichtet. Weiter östlich liegt die im Jahr 1703 gebaute Kirche Agios Nikolaos. Über der Eingangstür ist der byzantinische Doppeladler zu sehen. Diese Kirche kombiniert sowohl byzantinische als auch venezianische Baustile. Die Schlichtheit, Eleganz und Ästhetik dieser Kreuzkuppelkirche ist sehr charakteristisch. Eine weitere sehenswerte Kirche ist die Panagia Chrysafitissa. Die Architektur dieser Kirche hat osmanische, byzantinische und venezianische Stilelemente.
Die Unterstadt ist wie ein Labyrinth und regt an, in der Stadt zu bummeln und ihre Schönheiten zu entdecken. Malerische Treppen, überraschende Durchgänge, Fenster mit bunten Blumen und handgearbeiteten Vorhängen, dunkle Holztüren, darüber byzantinische Doppeladler oder venezianische Löwen mit Flügeln und der betörende Duft von Narzissen und Hyazinthen bezaubern die Besucher. Am meisten beeindruckend sind die herrlichen Ausblicke auf das azurblaue Meer.
Dichter, Künstler und Gelehrte
Monemvasia war auch ein wichtiges Kulturzentrum in Griechenland. Künstler, Gelehrte und Dichter kamen aus der Stadt. Dorotheos von Monemvasia war ein lokaler Metropolit und Schriftsteller des “Chronographos“, einem Volksbuch über die Weltgeschichte, das 1631 zum ersten Mal in Venedig veröffentlicht wurde. Viele bekannte Personen lebten und reisten durch Monemvasia, wie Georg Sfrantzis, Palaiologos, der Weise Nikolaos Sofianos, sowie andere wichtige Vertreter der byzantinischen Kunst und Zivilisation. Die fruchtbare Kombination der griechischen mit der venezianischen Volks- und Religionskunst hatten die Errichtung von Bibliotheken, Schulen und Künstlerwerkstätten zur Folge. Auch Gabriel Seviros wurde in Monemvasia geboren und 1577 zum Metropolit von Konstantinopel ernannt. Ein Dichter aus der neueren Zeit war Jannis Ritsos. Er wurde am 1. Mai 1909 in Monemvasia geboren. Mit seiner lyrischen Fantasie, mit dem Talent, Gefühle in Bilder umzuwandeln, indem er nur Wörter benutzte, wurde er sehr berühmt und erhielt viele internationale Preise. Er hat mehr als 100 Sammlungen von Gedichten, Theaterstücke, Publikationen und Studien veröffentlicht. Seine Verse und Gedichte bilden eine Einheit mit dem Wind, dem Meer und dem Licht seiner Heimatstadt. Auch heute haben sich wieder Künstler in Monemvasia niedergelassen.
MALVASIA - der berühmte Wein
Monemvasia war in der mittelalterlichen Welt nicht nur berühmt wegen der Zitadelle, sondern auch dank ihres berühmten süßen Weins. Die Franken nannten den Wein “Malvasia“, der zu allen Häfen des Mittelmeers und des Schwarzen Meers exportiert wurde. Alle Schiffe, die vom Stadthafen abfuhren, waren voll mit Weinfässern. Viele Könige, Fürsten und reiche Handelsleute wollten den berühmten Wein genießen der damals ein sehr teures Luxusgetränk war. Der Wein von Monemvasia war so gut, dass die Bestellungen gar nicht gedeckt werden konnten. Während der ersten türkischen Herrschaft wurde der Export von Malvasiawein abgebrochen und die Produktion des köstlichen Weines reduziert so dass dieser seit dem 16. Jahrhundert nicht mehr existiert.
Die gleichen Weingärten von Monemvasia produzieren heute sehr feine Weinsorten wie Roditis, Kydonitsa, Thrapsa, Peroulianos, Asproudes, Athyri und den berühmten Malagouliawein. Traditionelle sowie auch moderne, biologische Methoden für die Produktion und Flaschenabfüllung werden angewendet. Die Wein liebenden Besucher von Monemvasia können diese edlen Weine hier kosten und genießen.
DIE OBERSTADT- unbewohnt und windumweht
Von der Unterstadt führt ein serpentinenartiger Steinweg mit steilen Treppen an Ruinen vorbei zur Befestigungsmauer der Oberstadt. Sie ist schon seit langer Zeit unbewohnt. Allein der grandiose Ausblick lohnt den vor allem bei Hitze anstrengenden, halbstündigen Aufstieg bis zum Tor der Oberstadt. Durch einen überwölbten Gang geht es weiter hinauf zu einem Plateau. Man steht plötzlich inmitten der zum Teil von Gras und Wildpflanzen überwachsenen Mauerreste der ehemaligen Häuser und Paläste. Neben der Ruine des Kastells und zahlreichen Überresten von Kirchen und Gewölben fallen die ehemaligen drei Zisternen auf wo das Regenwasser gesammelt wurde. Sie waren lebensnotwendig vor allem bei Belagerungen, denn es gab in der Gegend keine Quellen oder Brunnen. Sehr interessant ist auch die hohe Stadtmauer denn die Baumethode zeigt die Festungslogik im Mittelalter, welche die Stadt schützte. Auf der südlichen Seite der Burg gibt es ein Munitionslager, das noch erhalten ist.
Am Rande der nördlichen Steilklippe steht die im 13. Jahrhundert errichtete Kirche Agia Sophia, eine der ältesten Kirchen auf dem Peloponnes. Der achteckige Innenraum wird von einer beeindruckenden Kuppel abgedeckt. Einige byzantinische Wandmalereien und Marmorschmuck sind in der Kirche noch zu sehen.
Von der Höhe der Burg aus kann man den Blick nochmals über die herrliche Landschaft und das Meer schweifen lassen. Der 300 m über dem Meeresspiegel liegende Felsen ist windumweht und beim Abstieg zurück in die Unterstadt scheinen die Mauern und Häuser steil in die Tiefe des blauen Meeres hinabzugleiten.
Das goldene Licht, die Sonne und das Meer, die malerischen Gassen und Häuser sind wie eine einzigartige Malerei. Sie ziehen den Besucher in ihren unvergesslichen Bann. Die vielfältigen Eindrücke reichen, Monemvasia zu lieben und um die Stadt immer wieder zu besuchen.