Korfu, die grüne Insel im Ionischen Meer, gehört zu den beliebtesten Reisezielen der Griechen und der Europäer.
Wer dort verweilt, sollte auf einen Ausflug zum Dorf Gastouri, in der Nähe der Stadt Korfou, nicht verzichten. Hier trifft der Besucher auf dem grünen Hügel das berühmte Achilleon, den Zufluchtsort der österreichischen Kaiserin Elisabeth.
Mit seinem wunderschön angelegten Garten, den Statuen der griechischen Helden, den Saal mit Sissis Andenken, die Kapelle mit den Fresken und Vieles mehr, zeugt das Achilleon noch heute von Pracht und Reichtum einer der schönsten, aber unglücklichsten Frauen des 19. Jahrhunderts. Es trägt nicht nur ihre Geheimnisse, es lässt vor allem ihre Liebe zu Griechenland erkennen.
Kurzes Glück einer unglücklichen Kaiserin
Bereits bei ihrem ersten Besuch im Jahr 1861, als sie als Gast bei der Villa Vrailas war, wurde sie von der Umgebung bezaubert. Sie kaufte die Villa und ließ sie zum Schloss umbauen, dessen Errichtung 1891 beendet wurde.
Durch eine erfolgreiche Vereinigung ionischer und romanischer Bauweise erinnert das Achilleon an eine Miniatur des prachtvollen Wiener Schlosses.
Elisabeth ließ innen und außen Statuen aus der Antike Griechenlands aufstellen. Berühmte Maler jener Zeit schmückten die Säle mit wundervollen Fresken.
Aus ihrer Bewunderung zum homerischen Helden Achilles, der für sie die einmalige göttliche Schönheit und die unglaubliche Macht darstellte, gab sie ihrem Schloss den Namen „Achilleion“.
Hier verbrachte Sissi, die kranke und schwermütige, aber sehr schöne und gebildete junge Kaiserin, zwischen 1891 und 1898 meist die Sommermonate mit vielen Spaziergängen in der wunderschönen Natur. Aber sie interessierte sich auch für das Leben der Bewohner, die ihr große Zuneigung entgegen brachten. Ein Brunnen im Dorf, den sie mit ihrem gespendeten Geld errichten ließ, trägt heute noch ihren Namen. Und in der Stadt Korfu wurde die Straße der Fäaker zur Straße der Kaiserin Elisabeth umbenannt.
Achilleion und Kaiser Wilhlm II
Nach ihrem gewaltsamen Tod (1898) kaufte der Deutsche Kaiser Wilhelm II im Jahr 1907 das Schloss und nahm manche Veränderungen vor. Er versetzte die Statue des Achilles an die Stelle, an der sie sich heute befindet, und an der Stelle der Skulptur des Dichters Heinrich Heine ließ er das Denkmal für Elisabeth aufstellen.
Die Jahre nach dem Beginn des ersten Weltkrieges waren für das Achilleion katastrophal. Als französische und serbische Truppen die Insel besetzten, diente der prachtvolle Bau als Quartier für die Truppen und als Lazarett. Es wurde beschädigt, viele Kunststücke wurden geraubt.
Als nach dem Krieg, 1919, das Achilleion in den Besitz des griechischen Staates überging, wurde eine große Zahl der Eigentümer von Elisabeth und vom Kaiser versteigert.
Während des zweiten Weltkrieges hatten hier deutsche und italienische Soldaten ihr Quartier. Die Zerstörung und Verfall des einst stolzen Baus nahmen ihren Lauf.
Später, nach 1962, wurde das Gebäude als Spielcasino vermietet. Die deutsche Leitung renovierte es sorgfältig und richtete im Erdgeschoss einen Raum als Museum ein, wo die Gegenstände früherer Besitzer ausgestellt wurden.
Das Casino war sogar Schauplatz in einem James-Bond-Film im Jahr 1980: „In tödlicher Mission“ .
Im Rahmen des griechischen EU-Ratsvorsitzes 1994 haben im großen luxuriösen Saal des Schlosses die Staatschefs als Ehrengäste Platz genommen.
Im Jahr 1983 wurde das Achilleion an die Griechische Fremdenverkehrszentrale übergeben, die es nach umfassender Renovierung für die Besucher öffnete. 2003 wurde der gesamte Gebäudekomplex restauriert und seitdem als Museum genutzt.
Achilleus, der verwundbare Held, beherrscht alles
„Ich möchte einen Palast mit Säulenhallen und hängenden Gärten, - märchenhaft, hochmütig, heilig“, soll Kaiserin Elisabeth gesagt haben, als sie den Bau des Gebäudes in Korfu in Auftrag gab. Und:
„Es ist Achilleus, dem ich meinen Palast geweiht habe, weil er für mich die griechische Seele personifiziert...“
So ließ sie 1884 von Ernst Gustav Herter eine Marmorskulptur, den „Sterbenden Achill“ schaffen und auf die untere Seite des Gartens aufstellen.
Um ihren Lieblingshelden zu ehren, ließ sie 1892 das Monumentalgemälde „Siegreicher Achilleus“ vom österreichischen Maler Franz Matsch anfertigen, das über dem Treppenhaus im Obergeschoss den Raum einnimmt. Es zeigt wie Achill den besiegten Hektor vor den Toren Trojas schleift.
Kaiser Wilhelm II beautragte 1908 den den deutschen Architekten Ernst Ziller mit der Renovierung des Palastes und der Erstellung eines neuen Gebäudes, das „Kavalierhaus“, neben dem Schloss. Ausserdem wurde der Potsdamer Bildhauer Johannes Götz beauftragt, einen zweiten „siegreichen Achilleus“ mit Schild und Speer zu schaffen. Helm und Speerspitze waren mit Gold überzogen.
Beide Statuen sind bis heute im Garten des Achilleion zu bewundern, wenn auch vom Gold nichts mehr glänzt. Eine wunderbare Aussicht auf Stadt Korfu und Bucht hat man allemal.
Antike pur im wunderen Park des Achilleion
Beim Rundgang durch den Park des Achilleion kommt man zu den zwei ersten Statuen, die ihn schmücken. Rechts sieht man ein antikes Werk aus Bronze, das einen Jüngling darstellt, den „Musiker mit den Zymbeln“. Daneben schließt sich eine Marmorstatue an, die ein Kind zeigt, das am Bug eines beschädigten Bootes sitzt und eine Karte studiert. „Der künftige Seemann“ heißt das Werk eines unbekannten italienischen Künstlers.
Wenn man sich vor der Fassade des Achilleion befindet, sieht man, dass der ganze Bau mit Statuen und Reliefs geschmückt ist, deren Motive aus der griechischen Mythologie stammen.
Auf dem Balkon im ersten Stock zum Beispiel dominieren zwei Kentauren aus Marmor, auf dem zweiten Stock befinden sich vier Musen aus Bronze.
Ein geflügelter Hermes steht auf der Veranda des zweiten Stockes.
Das große Eisentor ist eine Arbeit der Familie Caponetti aus Neapel, mit Reliefdarstellungen mythischer Gestalten, Medusen, Löwen und Halkyonen. Links Zeus, der auf seinem Wagen Blitze nach den Titanen schleudert, rechts der Titane Helios.
In der Eingangshalle treffen wir auf ein imposantes Treppenhaus, auf dessen Fuß zwei Bronzestatuen stehen. Rechts Vatergott Zeus mit Adler und Blitz, links seine Frau Hera mit einem Pfau. Götter und Dämonen aus der griechischen Mythologie schmücken den Treppenaufgang, Karyatiden aber auch Löwen. Im Zwischenstockwerk treffen wir auf Artemis, Apollon, Aphrodite und Hermes.
An der Decke der Empfangshalle ist ein herrliches Gemälde erhalten, „Die Vier Jahreszeiten“, dargestellt als Frauen mit Trauben, am Feuer, mit Kindern und kleinen Engeln. Am oberen Teil des Werkes tanzen die Horen, die Töchter von Zeus.
Im Raum rechts vom Eingang schuf Elisabeth eine Kapelle mit bedeutenden Werken religiöser Kunst, wie das große Gemälde der Gottesmutter mit Kind von Franz Matsch.
Im zweiten Saal sind perslönliche Gegenstände von Elisabeth zu sehen, im dritten von Kaiser Wilhelm II.
Wieder in den Park gelangt, begrüßen den Besucher an der Treppe vier Marmorstatuen: Aphrodite, Artemis, Hermes und Apollon.
Im Musen-Peristyl des Parks, in der Halle der Weisen und auf den Terassen stehen Statuen aus Marmor und Bronze, die Kopien antiker Werke sind.
Der Besucher wird in eine „üppige Ästhetik des 19.Jahrhunderts“ versetzt.
Spätenstens beim Sterbenden Achill fällt man in Nachdenklichkeit und Melancholie, denkt an Sissi, die österreichische Kaiserin, die hier einpaar Jahre ihres unglücklichen Lebens das Glück gefunden hat.