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MILOS - Farbiges Naturjuwel in der Ägäis

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2016-08-18 2022-04-22 18.08.2016

Archaeologisches Museum Plaka Milos 0008Sie heißen Mykonos, Rhodos, Santorin oder Kreta, die bekannten, beliebten griechischen Inseln, auf denen es für Partyhungrige Tag und Nacht etwas zu feiern gibt. Doch gerade im Gürtel der Kykladen-Inseln finden sich kleine Juwelen von beinahe unbekannten Ägäis-Schönheiten. Jeder von uns kennt sicherlich die elegante, antike Figur der Venus von Milo, die im Louvre von Paris ausgestellt und als Inbegriff des künstlerischen Schaffens der alten Griechen verstanden wird. In ihrem Namen findet sich jedoch auch der Hinweis zu einem kleinen, farbigen und verträumten Ägäis-Eiland mit dem wohlklingenden Namen „Milos“.

Hier schlägt im Frühling das Herz eines jeden Naturfotografen höher, denn in diesem farbigen Paradies wird der achtsame Besucher durch eine Fülle von Gesteinsformationen, Blumen, Vögeln, Schmetterlingen und vor allem von geradezu unwirklich anmutenden, kleinen, unberührten Buchten und Strändchen verzaubert. Auch wenn der Tagebau aufgrund der reichhaltigen Mineralien tiefe Wunden ins Land geschnitten hat, so wird Milos seinen Besucher nie mehr ganz loslassen. – Ein kleines Portrait einer Insel mit freiheitsliebenden Menschen und einzigartiger Naturschönheit jenseits des Massentourismus.

Milos Tobias Schorr 0047
Obsidianmesser

Seit Jahrhunderten prägt der Abbau von Mineralien wie Obsidian, Schwefel, Gips, Baryt, Bentonit, Kaolin, Perlit und Puzzolan die Landschaft der südwestlichsten Kykladeninsel Milos. Sogar abbauwürdige Goldvorkommen wurden entdeckt. Deren Abbau wurde jedoch verhindert. Die Menschen hier, die sich ihre Freiheit in blutigen Auseinandersetzungen immer wieder mutig erkämpft haben und teils übermächtig erscheinenden Besatzern trotzten, einmal sogar einen Piraten zum König auserwählten und sich erst seit kurzer Zeit mit dem Handwerk des Tourismus auseinandersetzen, begegnen dem Besucher mit zurückhaltender Freundlichkeit und angenehmer Toleranz.

Milos war seit Menschengedenken eine reiche, wohlhabende Insel von Bauern, Bergleuten, Fischern und Navigatoren. Entsprechend schmuck präsentieren sich einem auch heute noch die weißen Dörfchen, die vor allem über den fruchtbaren Nordteil der Insel zerstreut liegen. Hier, um die größte natürliche Bucht Europas, leben auch die meisten der rund 5500 Bewohner der Insel.

Mit einer Fläche von 151 qkm und mediterranem Klima, zeugt Milos auch immer noch von seiner längst vergangenen, vulkanischen Tätigkeit. Die seit über 90 000 Jahren erloschenen Schlote haben ein farbenprächtiges Erbe hinterlassen. Aus der Nähe betrachtet eröffnen sich einem wahre Wunder, und Milos blüht in seiner ganzen Pracht auf wie eine unscheinbare Knospe, die sich bei ihrer Entwicklung in ein farbiges Feuerwerk verwandelt.

Reisetipps für Naturfotografen

Milos Wandern HS 0006
Wandern auf Milos

Ganz bewusst haben wir für unsere Reise den Wonnemonat Mai ausgewählt. Jetzt, in der Vorsaison, sind die Preise für Hotels und Mietwagen noch günstig, die Straßen sind nahezu leer, in den Hotels wird noch eifrig herausgeputzt und mit weißer Farbe hantiert. Vor allem aber sind all die einzigartigen Buchten noch unberührt und verlassen.

Für den Naturfotografen empfiehlt sich vor allem eine Unterkunft abseits der größeren Ortschaften Adamas, Plaka oder Tripiti. Idyllisch an der Nordküste gelegen präsentiert sich uns Pollonia, direkt an der Küste mit malerischer Bucht, Blick auf die kleine Nebeninsel Kimolos und prächtigen Standorten für die Betrachtung der Sonnenauf- und -untergänge. In dieser Jahreszeit darf man nicht davon überrascht sein, wenn man an drei bis vier Tagen pro Monat die Naturgewalten der Ägäisstürme zu spüren bekommt, in denen schon so manches Schiff auf den gefährlichen Riffen rund um die Kykladeninseln auf Grund gelaufen ist.

Anderntags kann sich die See jedoch bereits wieder spiegelglatt und lieblich präsentieren, als wäre alles nur ein böser Traum gewesen. Die Temperaturen schwanken zwischen angenehmen 22 bis 28 Grad Celsius und das Meer erreicht nach einigen Sonnetagen doch schon 17 bis 20 Grad. Für Wanderer und natürlich für uns Naturfotografen ist dies die allerschönste Zeit.

Nun wollen wir jedoch unseren Rucksack packen und uns zum Inselrundgang aufmachen. Eingepackt haben wir unsere Fotoausrüstung mit Weitwinkelobjektiv, Standardzoom und Makrolinse. Den Polfilter dürfen wir natürlich auch nicht vergessen, denn dank ihm werden wir die wunderbaren Meeresgärten ohne Spiegelungen erfassen können und das klare Blau des Himmels so darstellen wie es unsere Augen wirklich wahrnehmen.

Natürlich fehlt in unserem Rucksack unter keinen Umständen genügend Flüssigkeit, denn unmittelbar nach Mittag brennt die Sonne erbarmungslos auf uns nieder. Und für den Feinschmecker packen wir noch eine fruchtige, einheimische Orange, Gurke, Paprika oder ein Gläschen Oliven zur Erfrischung ein. Den aromatischen Fetakäse lassen wir besser im Kühlschrank zurück.

Die einzigartige Nordküste

Phylakopi Milos 0004
Phylakopi

Die längste Wanderung beginnen wir unmittelbar bei der Ausgrabungsstätte von Phylakopi. Auch wenn man sich die einst blühende Stadt nicht mehr so richtig vorstellen kann und deren größter Teil aufgrund der stetigen Absenkung der Insel unter dem Meeresspiegel liegt, so reichen ihre ersten Spuren bis in die Zeit 2300 vor Christi zurück. Sage und schreibe vier Mal wurde die Stadt bei Auseinandersetzungen zerstört und wieder aufgebaut.
Archäologen haben hier wunderbare Töpferarbeiten aus längst vergangenen Zeiten und prächtige Wandmalereien zu Tage gefördert. Westlich, gleich hinter den Zäunen der Ausgrabung öffnet sich eine markante Schlucht, welche die Brandung ins weiche Gestein gefressen hat. Von hier aus kann man, insofern man das schmale Strändchen namens Papafragas mit Hilfe von Kletterei erreicht, im glasklaren, seichten Wasser durch ein Felsentor hinaus aufs offene Meer schwimmen.

Nur wenige hundert Meter weiter, entlang der Küste in Richtung Westen, stoßen wir wiederum auf eine kleine, leichter zugängliche Bucht mit dem Namen Kapros. Bei der näheren Erkundung finden wir hier nebst einer mächtigen Höhle einen zweiten Steinbogen, welcher sich am Nachmittag im schönsten Licht fotografieren lässt.
Wer ganzen Einsatz zeigt und sich mit der Kamera durch die Höhle so weit ins Wasser wagt, bis ihm dieses auf Brusthöhe reicht, wird dafür mit einem wunderschönen Doppelbogenmotiv belohnt. Im Mai finden sich in diesem Gebiet auch ganze Felder von blau-weißen Blümchen, durchsetzt von trockenen Gräsern. Der Griff zum Makroobjektiv lohnt sich auf alle Fälle.

Die Wanderung geht weiter, entlang der schroffen Küstenlinie. Immer wieder blicken wir dabei über die Klippen hinaus aufs glasklare Meer, bis wir das Gebiet von Agios Konstantinos erreichen. Ganz in der Nähe der kleinen Bootshäuser treffen wir auf eines der schönsten milenischen Motive: ein natürliches Doppelfenster an einer seichten Lagune, in der wir den Meeresgarten einem Aquarium gleich bewundern können.
Für den Fotografen präsentieren sich die Gesteinsformationen hier kurz vor Mittag im besten Licht. Weit ins Wasser wagen wir uns jedoch nicht, denn gut versteckt zwischen den üppig bewachsenen Steinen kauert doch da und dort ein Seeigel. Wer jetzt von der Wanderung, die aufgrund der scharfen Steine doch recht gute Schuhe erfordert, ins Schwitzen gekommen ist, kann sich am nun folgenden, herrlich gelegenen Sandstrand von Agios Konstatinos erfrischen.

Nun führt uns die Küstenwanderung einige wenige Kilometer weiter westlich, vorbei am malerischen Strand von Mytakas bis zum kleinen Weiler von Pachaina. Die auffallenden Felszinnen an der Westseite des Strandes laden uns dazu ein, am Abend noch einmal hierhin zurückzukommen und einige schöne DRI-Aufnahmen von der Küste zu belichten. Schließlich erreichen wir ja auch fast all die erwähnten Strände auf schmalen Sträßchen mit dem Auto.

Danach erwartet uns zweifelsohne der Höhenpunkt des Tages. Nach dem schon bald ganz vom Meer zurückeroberten Wrack eines auf Griechisch entsorgten Schiffes, wird die Küstenfelslandschaft nun zunehmend heller und durchsetzt mit interessanten, pilzförmigen Gesteinsformationen. Schlussendlich finden wir uns in einer kreideweißen, kargen Gesteinswelt wieder.
Unsere Augen müssen sich zuerst an das gleißende Licht gewöhnen, das hier vom Boden reflektiert. Und nicht genug: In all den strukturierten Zinnen, Hügelchen und erodierten Tälchen treffen wir auf eine kleine, längliche Bucht mit türkisblauem, seichtem Wasser. Wir sind nun in Sarakiniko angelangt, dem wohl eindrücklichsten Küstenabschnitt von Milos.

Sarakiniko Milos 0026
Sarakiniko

Nach einem erfrischenden Bad im glasklaren, türkisblauen Wasser und der Betrachtung der zahlreichen Fische und Krebse nahe des Ufers, greifen wir erneut zur Fotokamera und erkunden die Umgebung des Strandes. Dabei werden wir eine weitere natürliche Brücke vorfinden und schroffe, teils überhängende Felspartien dokumentieren, die sich blendend weiß abheben. Wichtig ist es hier nun den Polfilter etwas zurückzustellen, denn sonst präsentiert sich der Hintergrund von Meer und Himmel bei späterer Betrachtung pechschwarz.

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Mandrakia

Nach diesem Wunder der Natur geht’s wenige Kilometer weiter westlich durch eine zeitweise immer noch kreideweiße Klippenlandschaft bis in die Nähe von Mandrakia. Noch bevor wir zu den wenigen, malerisch auf einem Felsvorsprung gelegenen, weißen Häuschen gelangen, bleiben wir bei der letzten Sehenswürdigkeit dieser Wanderung hängen.
Auf den Kämmen des immer noch hellen, recht brüchigen Gesteins sind knallrote Formationen erodiert, welche beinahe unwirkliche Muster in die Landschaft zeichnen. Hier entdecken wir auch eine filigrane, ca. 2 m hohe, natürliche Steinsäule mit ebenfalls rötlichen Mustern. Das Licht ist für uns Fotografen hier gegen Abend am besten, wenn man als Hintergrund das azurblaue Meer einbinden kann.

Spätestens hier sind wohl all unsere Vorräte im Rucksack, vor allem die flüssigen, aufgebraucht und wir benötigen eine längere Pause, um all die erlebten Naturwunder verdauen zu können. So wandern wir der schmalen, steilen Straße entlang in Richtung Pera Triovasalos, wo wir uns in einer Taverne ein kühles Bier oder einen feinen Imbiss gönnen, um dann mit Bus oder Taxi wieder an unseren Ausgangspunkt zurückzugelangen.

Verborgene Buchten im Südosten
Längst nicht alle Küstenabschnitte von Milos sind von Menschenhand unberührt und völlig idyllisch gelegen. Davon können wir uns nun an unserer nächsten Erkundung entlang der Südostküste überzeugen. Umso vielseitiger farbenmäßig sind dafür hier die Felsformationen und Kieselsteine an den Stränden. Für die Begehung dieser Inselseite sind ein Mietwagen und Wanderschuhe dringend erforderlich.
Oder man macht’s gleich ganz einfach und schließt sich einer geführten Schiffstour an, welche es ermöglicht, die verborgenen Küstenabschnitte von der See her zu entdecken. Nachteil dabei: Oftmals werden recht viele Touristen auf solche Boote gepfercht und von Individualität ist rein gar nichts mehr zu spüren.

Nun, wir haben unsere Entdeckungsreise gleich an einer der speziellsten Stellen gestartet, nämlich in Paliorema-Thiorichio. Der Landweg dorthin ist mit dem Auto kaum zu finden und auch die schön dargestellte Inselkarte hilft hier von Herzen wenig. Das schmale, holprige Sträßchen windet sich ab Zefira in östlicher Richtung immer mehr der Küste entgegen und wir befürchten bereits irgendwo aufzusitzen. So richtig durchgerüttelt stehen wir nun vor einem Fahrverbotsschild. Links von uns klafft eine riesige, von roten und weißen Felsen durchzogene Schlucht, welche wie ein Emmentaler Käse durchlöchert wurde. Aha, der Bergbau lässt grüßen.

Milos Tobias Schorr 0040
Schwefelbergwerk

Unweit vor uns entdecken wir markante Reste einer einst stattlichen Fabrik, Schwefelbergwerk. Erst später erfahren wir, dass man hier bis in die 60er Jahre Schwefel abgebaut hat. Wir beschließen den Rest des Weges zu wandern, packen das Badezeug in unseren Fotorucksack und steigen über den von Geröll übersäten Weg hinunter ans Meer.
Ein abgestandener Geruch von Schwefel und Moder schwappt uns in den gespenstischen Ruinen entgegen, welche wohl Hals über Kopf verlassen wurden. In der ehemaligen Arbeiterunterkunft finden wir nämlich noch Matratzen und alle möglichen Haushaltsgegenstände vor. Ein kühler Schauer läuft uns den Rücken hinunter bei all den rostigen Loren, Kesseln und Gerätschaften.
Doch vor dem Feld der Zerstörung öffnet sich eine einladende Bucht, übersäht von abgeschliffenen orangen und weißen Steinchen. Kein Mensch weit und breit! Nach einem erfrischenden Bad im kühlen Nass entdecken wir große, abgeschliffene, regenbogenfarbige Steine und legen mit blütenweißen Kieseln Spuren auf dunkle Felsbrocken. Was für pittoreske, einmalige Fotomotive sich hier bieten! Vergessen ist die gespenstische Manufaktur in unserem Rücken. Rote Felszinnen, türkisblaues Wasser und Einsamkeit pur!

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Fyriplaka

Nach einem schweißtreibenden Aufstieg hüpfen wir mit dem Auto buchstäblich wieder über die holprige Straße in Richtung Zefira. Strandliebhaber können sich nun für Paliochori, Tsigrado, Fyriplaka oder Provatas entscheiden. Jeder der Strände wird ihnen zahlreiche Fotomotive mit glasklarer See bieten. Besonders bei letztgenanntem kommt man sich zwischendurch wie in einem Swimmingpool vor, welcher sorgfältig mit Mosaiken geschmückt wurde. Hier hat das Meer vor allem fein geschliffene, blütenweiße Steinchen angeschwemmt.

Den Tageshöhepunkt finden wir jedoch noch viel südöstlicher, nahe einer mächtigen Zementmine bei der Arbeiterortschaft Xilokeratia. Die recht gut präparierte Straße zweigt etwas hinter dem Strand von Provatas östlich ab und weist zuerst sogar noch einen Belag auf. Rechter Hand vor uns erkennen wir schon von weitem die höchste Erhebung der Insel, den Berg Profitis Ilias (751 m). Nun führt die Route über die gut instand gehaltene Piste weiter östlich, entlang der schroffen Küste mit traumhaftem Blick auf das tiefblaue Meer, bis wir vor der unübersehbaren Mine eine kleine Tafel mit der Aufschrift „To Gerontas Beach“ entdecken.
Vom ausgeschilderten Parkplatz, welcher auf zahlreiche Besucher im Sommer hinweist, machen wir uns auf Schusters Rappen hinunter an die steile Küste. Schon von oben erspähen wir einen prächtigen Steinbogen, am östlichen Ende des schmalen Sandstrandes. Im nicht allzu frühen Morgenlicht stehen wir nach kurzem Abstieg bereits im hüfthohen, klaren Wasser und dokumentieren diesen ca. 10m hohen, elegant geschwungenen Bogen in allen Varianten.
Regelmäßig gluckert und gurgelt das Meer in den ausgehöhlten Felsbrocken und beim Hinausschwimmen entdecken wir sogar noch eine mächtige, vom Meer halb ausgefüllte Höhle auf der Westseite des Strandes. Anstatt an der Sonne zu braten, legen wir mit den in allen Farben leuchtenden Steinchen alle möglichen Figuren auf den feinen Sand und vertreiben uns die Zeit damit köstlich. Zu guter Letzt schwimmen wir noch einige Male durch den eindrücklichen Steinbogen und bewundern im seichten Wasser die üppigen Meeresgärten. Was uns wohl im Westen noch erwartet?

Der unwegsame Westen
Auch der westliche Teil von Milos hat einige Naturwunder zu bieten. Die Küste ist jedoch aufgrund der schlechten Erschließung nur begrenzt per Straße zu erreichen. Die meisten Wege verlaufen sich irgendwo im Land oder sind dermaßen ausgewaschen, dass ein Befahren schlichtweg nicht mehr möglich ist. Zum Kloster von Ai Janni, ganz im Südwesten von Milos, gelangt man jedoch ohne größere Umstände. Hier befindet sich auch die gleichnamige Bucht, welche für die Fotografie auf jeden Fall einen Besuch wert ist. Über das wiederum in sehr schlechtem Zustand befindliche Holpersträßchen können wir jedoch bis hinunter an die Küste tuckern.

Wir wandern zirka 200 Meter entlang dem Strand in nördlicher Richtung. Sofort stellen wir die unglaubliche Vielfalt von blankgeschliffenen, kleinen Steinen auf dem Sand fest. Um in die nächste Bucht zu gelangen klettern wir auf die in allen Farben leuchtenden, mannshohen Felsbrocken, welche elegant geschwungene Muster aufweisen.
Über eine von rötlichem Schotter überzogene Krete gelangen wir dann zum schönsten Teil dieses Strandes. In der kleinen Bucht, wo heute noch kaum wahrnehmbar Schwefel aus den Felsen tritt und diesen goldgelb verfärbt, bestaunen wir blütenweiße, orange, leuchtendrote und bordeauxrote Schichtungen. Hoch über dem Strand thront zudem ein sahneähnlich geformtes, haushohes Gebilde aus weißem Gestein. In diesem finden wir überall glasklare, kristallähnliche Mineralien.
Der Strand selbst lädt uns zum Steine sammeln ein, denn hier finden sich gleich alle Farbtöne welche die Natur überhaupt hervorbringt. Wir brauchen gar nicht erst Formationen ans Ufer zu legen: das Meer hat dies bereits für uns erledigt und so können wir schmucke, farbenfrohe, natürlich entstandene Mosaike dokumentieren. An dieser Stelle zeigt Milos die größte Vielfalt an Farben.

Lebendige, farbige Äcker und Felder
Nachdem wir nun praktisch die ganze Küstenlinie der Insel erkundet haben, wollen wir uns noch kurz den Natursehenswürdigkeiten im Landesinnern widmen. Der gesamte Westteil von Milos, mit seinen bergigen Erhebungen präsentiert sich uns recht karg und steinig.

Doch dort, wo im Osten nicht der Tagebau seine tiefen Wunden in die Landschaft gezeichnet hat, überrascht uns eine liebliche Landschaft von kleinen, gepflegten Äckerchen und blumenübersätem Brachland. Gelbe Margeriten, rosarote Levkojen, blutroter Mohn, uralte Olivenbäume, Feigenkakteen und Ginstersträucher verwandeln das Land in ein Meer der Farben und laden uns Naturfotografen zur Belichtung von Makroaufnahmen ein.

Schmetterlinge 0047
Segelfalter

Auch für Schmetterlings- und Vogelliebhaber tut sich hier ein kleines Paradies auf. Um uns gaukeln zahlreiche Schwalbenschwänze, Segelfalter, Admirale, Aurorafalter, Bläulinge und Distelfalter. Die Luft ist erfüllt von fröhlichen Gesängen der Feld- und Haubenlerchen, Nebelkrähen ziehen ihre Kreise, Bienenfresser schillern in grellen Farben und an unberührteren Stellen treffen wir sogar auf Steinhühner, die sich mit ihrer hastigen Flucht verraten.

Wer ganz viel Geduld und Glück mitbringt, der begegnet dem leuchtendgelben Pirol oder gar dem seltenen Steinrötel. Sicherlich gäbe es auf Milos noch viel mehr Akrobaten der Lüfte zu beobachten, doch das alles ist nicht auf einer einzigen Reise zu entdecken.

Milos stellt ein Eldorado für Naturfotografen dar, mit einer unbegrenzten Auswahl von Farben und Formen. Doch auch die weißen, gepflegten Dörfchen bieten sich uns für Fotoausflüge an. In den schmalen Gässlein gibt’s viele südliche Details zu bewundern, ist die Hitze auch über Mittag einigermaßen zu ertragen und befinden sich überall gemütliche Tavernen, welche zur Erfrischung einladen.

Wer sich einmal in die Wunderinsel Milos verliebt hat, dem fällt der Abschied schwer und so werden wir zuhause dank der Fotos in all unseren Erinnerungen schwelgen und uns auf das nächste Mal freuen. Auf ein Wiedersehen in der Ägäis!

http://natur-welten.ch/