Wenn wir sonntags auf "Entdeckungsreise" gehen, sind wir stets Überraschungen gewöhnt. So haben wir kürzlich in Levidi, einem schönen Bergdorf in Arkadien, ein kunsthistorisches Museum entdeckt, das sich sehen lassen kann. - Zumal es durchaus auch den Geschmack deutscher Kunstfreunde trifft, denn in der Renaissance, im Barock und auch später war das Thema "Arkadien" in Europa allgegenwärtig. Selbst Schiller, Goethe, Hölderlin kamen an Arkadien nicht vorbei, Jacques Offenbach lässt seinen Hans Styx der Vergangenheit nachtrauern..."als ich noch Prinz war von Arkadien..." Zum Thema "Arkadien" hat nun hier in Levidi der griechische Kunstsammler Jorgos Christodoulópoulos eine bemerkenswerte Sammlung zusammengetragen und diese seit Dezember März 2007 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der berühmte lateinische Spruch "Et in Arcadia ego" kommt in der Kunstgeschichte erstmalig auf diesem Bild von Giovanni Francesco Barbieri vor. Das Bild entstand in den Jahren zwischen 1616 und 1620. Er wurde damals gedeutet als "Auch in Arcadien bin ich", und das wurde dem Tod sozusagen angehängt - in dem Sinne, dass auch in Arkadien der Tod gegenwärtig ist und nicht alles nur aus Hirtenromantik, Panflötenspiel und Bacchusfesten besteht. Die Sammlung ist in verschiedene thematische Komplexe gegliedert u. a.:
- Arkadien - Mythos und Utopie
- Das Arkadien der Reisenden (Maler und Schriftsteller)
- Nymphen, Nackte und Natur
- Hirtenpoesie in der Grafik
- Arkadien in der neueren griechischen Grafik
- Arkadien im griechischen Freiheitskampf
- Landwirtschaft und Hirtenleben usw.
Dass sich der Spruch "Auch in Arkadien bin ich" wandelte zu der neueren Deutung "Auch ich war in Arkadien" hat wohl der französische Barockmaler Poussin zu verantworten, denn seinen Bildern fehlt das Grauen des Todes, es wurde abgelöst durch die Hirten- und Nymphenromantik. Wie in Poussins Bild vom Bacchusfest deutlich wird. Übrigens spielte das Thema Arkadien schon bei Albrecht Dürer eine Rolle, wie der Holzschnitt "Artemeis und Apollon" von 1520 beweist.
Mehr als 500 Gemälde, Grafiken und Plastiken hat Jorgos Christodoulopoulos zusammengetragen. Die Ausstellung zeugt nicht nur vom guten Geschmack eines Sammlers, sie ist auch so gediegen und professionell präsentiert, dass es eine wahre Freude ist. Bekannte griechische Künstler arbeiten im Beirat für das Museum mit.
Beeindruckend die Abteilung "Kolokotronis" die dem griechischen Freiheitshelden gewidmet ist.
Sehr schöne Arbeiten findet man auch in der Abteilung "Arkadien in der neueren griechischen Grafik" - wie diesen Holzschnitt links, der ein altes Schöpfwerk zeigt, wie es noch bis in die 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts überall üblich war.
Den Besuch des Museums kann man im gemütlichen Café des Hotels ausklingen lassen - bei schönem Wetter natürlich auf der Terrasse mit Blick auf die Berge Arkadiens. Dann erst versteht man, warum Dichter und Komponisten Arkadien besungen haben. Und natürlich darf man nach dem Besuch des Museums stolz von sich sagen:
"Auch ich war in Arkadien" . Im Museumsshop kann man recht preiswert Reproduktionen alter Stiche, aber auch neuerer Bilder erwerben - wie beispielsweise die Grafik "Häuser in Dimitsana".
Anreise:
Von Argos kommend Autobahnauffahrt Sterna Richtung Tripoli nehmen. An der ersten Ausfahrt nach dem Artemission-Tunnel abfahren. Levidi ist das zweite Dorf an der Straße Richtung Olympia. Auf der Platia von Levidi, die mit netten Tavernen umsäumt ist, rechts Richtung Nemea fahren. Gleich etwa 120 m weiter nach halblinks abbiegen. Dort befindet sich ein Wegweiser zum Hotel "Kallisto" und zum Museum. Museum ist auch für Rollstuhlfahrer gut zu "erfahren".