Die atemberaubende Geschichte einer Insel, die sich aus dem schäumenden Meer erhob, und in der Mitte geteilt ist, ihr weltweit einzigartiger archäologischer Reichtum, ihre eindrucksvolle, traditionelle Architektur, und ihr Zauber, den kein Foto einzufangen vermag, machen Santorin zu einer Insel voller Überraschungen, die ihr wahres Gesicht erst dann zeigt, wenn die Besucher des Sommers wieder abgereist sind und die Insel wieder ruhig im Meer liegt.
Santorin, oder auch Thira genannt, ist, zusammen mit der Insel Anafi, die südlichste der Kykladeninseln. Sie erstreckt sich auf einer Fläche von 73 km2 und bildet zusammen mit den Inseln Thirasia und Aspronisi einen Kreis, in dessen Mitte die Caldera (spanisch = Kessel) liegt, die durch das Einstürzen des Vulkans während des großen Vulkanausbruchs im Jahre 1650 v.Chr. entstand. Innerhalb der Caldera schufen Eruptionen unter der Meeresoberfläche die Inseln Palaia Kameni und Nea Kameni – ein auf der Welt einzigartiges Phänomen.
Santorin
Die Insel Santorin entstand vor 80.000 Jahren durch einen gewaltigen Vulkanausbruch. Während der Bronzezeit (1900 – 1600 v.Chr.) wurde die Insel – aufgrund ihrer Form – Strongyle (= „die Runde“) genannt und wies eine eindrucksvolle Kultur auf. Nach dem Vulkanausbruch im Jahre 1650 v.Chr. war die Insel zunächst unbesiedelt. Um 1300 v.Chr. wurde die Insel von Phoniziern besiedelt, die die Insel Kalliste nannten. Etwa um 1100 v.Chr. gelangten die Lakedaemonier mit ihrem Anführer Theras auf die Insel, der der Insel seinen Namen gab. Die Bezeichnung Santorin setzte sich im 13. Jahrhundert n.Chr. durch. Sie ist abgeleitet von dem lateinischen Namen der Kirche Agia Eirini (Santa Irini), die sich auf Thirasia befindet.
Genuss vom ersten Augenblick an
Den Hauptort der Insel Thira – Fira genannt – erreicht man vom Hafen aus mit dem Auto, indem man zu Fuß oder mit einem Esel den alten, in den Felsen geschlagenen Kopfsteinpflasterweg hinaufsteigt, oder mit der Seilbahn. Der Ort Fira stellt ein Meisterwerk architektonischer Perfektion dar. Der Blick auf die Caldera ist einfach atemberaubend. Zu seinen Sehenswürdigkeiten zählen die orthodoxe und die katholische Metropolenkirche, das Dominikanische Frauenkloster, das katholische Kloster Panagia tou Rozariou, das venezianische Gebaude Gizi, in dem das Geistig-Kulturelle Zentrum von Thira untergebracht ist, sowie die charakteristische, viel fotografierte Kapelle Agios Minas. Im Archäologischen Museum Thira werden ausgezeichnete Funde aus der geometrischen bis hin zur hellenistisch-romischen Zeit ausgestellt, und im Museum des Prähistorischen Theras kann der Besucher Meisterwerke vorgeschichtlicher Kunst in der Ägäis besichtigen.
Einen bezaubernden Blick auf die Caldera hat man auch von dem malerischen Ort Firostefani aus, der nördlichen Ausdehnung der Inselhauptstadt, mit der Kirche Agios Gerasimos und dem Frauenkloster Agios Nikolaos (1651), sowie von dem Ort Imerovigli, der in echter Kykladenarchitektur auf der höchsten Stelle der Caldera erbaut wurde.
Sehenswürdigkeiten überall
Das Gebiet Apano Meria, im nördlichen Teil der Insel Santorin gelegen, umfasst die Orte Oia, Tholos, Perivolos und Foinikia. Kleine Hauser, das eine direkt neben oder über dem anderen erbaut, hängen entlang der Caldera über dem Meer und bezaubern mit ihrer farblichen Harmonie den Besucher. Der Ort Oia ist in der ganzen Welt für seinen Sonnenuntergang bekannt. Dort befindet sich auch die Burg Agios Nikolaos, aus dem Jahre 1207, mit der alten Kirche Panagia tou Akathistou. Zweihundert Treppenstufen führen unterhalb der Burg zum alten Hafen, Ammoudi genannt, mit seinen malerischen Fischtavernen. Von hier aus sind es mit dem Boot nur 10 Minuten bis nach Thirasia. Der Ort Oia blickt auf eine lange Seefahrtsgeschichte zurück und ist Sitz des Nautischen Museums Thira, dessen Ausstellungsstücke zu den wertvollsten in ganz Griechenland zählen.
In der Mitte der Insel Santorin, in Mesa Gonia oder Episkopi Gonias, befindet sich die Kirche der Panagia mit einer gemeißelten Ikonenwand aus hellblauem Marmor, die, wie es heißt, von dem byzantinischen Kaiser Alexios Komnenos (11. Jahrhundert) gegründet wurde. In Pyrgos, ein um das venezianische Kasteli gelegener mittelalterlicher Ort, befinden sich die Kirchen Theotokaki, die zu den altesten Kirchen der Insel zählt (10. Jahrhundert), Christoulaki (Metamorfosi tou Sotiros) und die in den Felsen geschlagene Kirche Agios Nikolaos tou Kisira. Im Ort Kontochori ist ein Besuch im Volkskundlichen Museum Lignos lohnenswert, in dem man ein „Höhlenhaus“ besichtigen kann (ein charakteristischer Haustyp der Insel Santorini, bei dem ein in kompaktes Vulkanmaterial geschlagener Raum – ein horizontaler Tunnel-, der auf der Vorderseite mit einer Mauer versehen wird, als Wohnraum genutzt wird). Schöne, malerische Dörfer, die inmitten von Weinbergen liegen, sind Vothonas mit zwei Höhlenkirchen, Mesaria mit dem Herrenhaus Argyros, und Megalochori. In dem Ort Emporeio, wo beide Inselseiten zu sehen sind, kann man alte Windmühlen und die Ruinen einer venezianischen Festung sowie eines Turmes aus der Türkenherrschaft besichtigen.
Ausflüge für jedermann
- Akrotiri: Etwa 15 Kilometer südlich von Fira, in der Nähe des Dorfes Akrotiri, befindet sich eine wahre „Offenbarung“. Durch den Ausbruch des Vulkans wurde die Stadt, die während des zweiten Jahrtausends v.Chr. ihre Blütezeit hatte, unter einer dicken Schicht Vulkanasche begraben. Dabei wurde die Stadt gleichzeitig „konserviert“, so dass sie fast unangetastet geblieben ist – ein „vorhistorisches Pompeji“! Die Anlage der Stadt erinnert an die minoischen Paläste auf der Insel Kreta. In ihren zwei- und dreistöckigen Wohnhäusern wurden die weltweit berühmten Wandmalereien entdeckt – die Frauen, der Fischer, die boxenden Knaben, die Affen, der Frühling.
- Oia – Fira: Die Strecke, die alle Naturliebhaber beeindrucken wird, führt von der Fußgängerzone der Caldera zu der alten Straße in Richtung der Kapelle Profitis Ilias und der Kapelle Timios Stavros auf dem Gipfel des Berges.
- Imerovigli – Skaros: Die Strecke von einer halben Stunde Dauer führt über viele Stufen zum venezianischen Kasteli (eine befestigte Siedlung) von Skaros, das auf dem Gipfel eines steilen Felsens hoch über dem Meer liegt. Der Ausblick ist auf der ganzen Strecke ergreifend!
- Perissa – Mesa Vouno – Antikes Thera: Der aufsteigende Spaziergang von einer Stunde Dauer führt nach Mesa Vouno, zu der archäologischen Stätte des Antiken Thera, wo der Besucher die Heilige Straße, die Agorá, das Theater, die Heiligtümer, das Gymnasium und die römischen Thermen besichtigen kann.
- Pyrgos – Mesa Vouno – Profitis Ilias – Antikes Thera: Die 4 Kilometer lange Strecke führt südlich von Pyrgos, durch eine wunderschöne Gegend, die in das Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 eingegliedert wurde, zur höchsten Stelle der Insel (566 m), nach Mesa Vouno. Im Kloster gibt es ein Kirchliches und Volkskundliches Museum mit seltenen Ausstellungsstücken, wie handschriftliche Kodizes aus dem 8. Jahrhundert, Ikonen der Kretischen Schule aus dem 15. Jahrhundert sowie die Mitra des Patriarchen Grigorios V. Die Strecke endet im Antiken Thera.
- Die Caldera-Rundfahrt mit dem Boot und ein Besuch auf den Inseln Nea und Palaia Kameni sowie Thirasia sind ein besonderes Erlebnis. Auf Nea Kameni gelangt man nach einer Wanderung von 30 Minuten auf einem besonders warmen Erdboden an den Kraterrand des Vulkans! Sowohl der starke Geruch in der Nähe des Kraters als auch das grüne Meereswasser an der Küste zeugen von dem Vorhandensein von Schwefel. Auf der Insel Palaia Kameni gibt es warme Quellen, und das Meereswasser ist aufgrund des Schwefels von gelblich-blauer Farbe.
Meer und Wassersportmoglichkeiten
Die Strände auf Santorin sind mit ihrem charakteristischen schwarzen oder rötlichen Sand von besonderem Reiz: Exo Gialos, der Rote und der Weiße Strand (Kokkini Ammos, Lefki Ammos), Mesa Pigadia mit seiner einzigartigen Höhle, Vlychada mit seinen gelblichen, von Wind und Wellen geglätteten Felsen, die kleine Höhlen und natürliche Skulpturen bilden – wirklich eine bezaubernde Landschaft. In dem Ort Kamari gibt es einen langen Sandstrand und in Perissa einen endlosen schwarzen Sandstrand mit dunklem Meereswasser. In Perissa befindet sich auch die größte Kirche der Insel Santorini, die Kirche Timios Stavros aus dem 19. Jahrhundert. In dem Ort Pori ist die große Kirche Panagia tou Kalou aus dem Jahre 1650 zu bewundern. Der einsame Sandstrand des Ortes bietet sich zum Schwimmen an. Die Freunde des Tauchsports erwarten zwei Tauchzentren, und zwar in Perissa und in Kamari.
Kulinarische Genüsse und Feste
Auf Santorin werden Produkte von besonderer Qualität und von besonderem Geschmack produziert. Bekannt sind die Weine „Brousko“, „Nikteri“ und der süße „ Vinsanto“. Die regionale, tiefgelbe Fava ist die Hauptzutat für eine Reihe schmackhafter Gerichte der regionalen Küche (Püree, Hackfleischbällchen, Suppen). Die Tomaten-Hackfleischbällchen, die aus den trocken angebauten Fleischtomaten der Insel zubereitet werden, sind vorzüglich! Schmackhaft ist auch das regionale Pökelfleisch „Apokti“.
Traditionelle, über Holzfeuer gekochte Gerichte und regionale Weine kann der Besucher in den Restaurants und Tavernen der Insel kosten. Mit etwas Glück kann man eines der vielen Volksfeste erleben. Der 20. Juli ist der Feiertag des Klosters Profitis Ilias, am 15. August ist der Festtag der Panagia in Episkopi, am 29. August ist Festtag des Agios Ioannis in Perissa. Am 4. August ist der Festtag der Agia Epta Paidia (der Heiligen Sieben Kinder), der in einer kleinen Höhlenkirche in Foinikia gefeiert wird, die sich direkt unter der Caldera befindet und nur mit Booten zu erreichen ist.
Im Sommer wird in Akrotiri die traditionelle Hochzeit nach „santorinischem“ Brauch gefeiert, aber auch das Osterfest auf Santorin gilt als einmaliges Erlebnis. In Pyrgos werden während der Epitaphios- Prozession in allen Gassen des Ortes Fackeln angezündet. Zu Ostern werden die „Melitinia“ zubereitet, d.h. süße Käsetaschen mit frischem, ungesalzenem Myzithra-Käse. Auf Hochzeiten werden die traditionellen „Koufeta“ (Mandelbonbons) aus in Honig gekochten Mandeln angeboten – ein wahrer kulinarischer Genuss!
Nur auf Santorin
Der Ausblick, den der Besucher vom Schiff aus auf die Insel hat, ist einfach atemberaubend. Ein steiler schwarzroter Felsen mit einer Höhe von 300m – die Wand der Caldera – ragt bedrohlich in die Höhe. Und je näher das Schiff zur Insel kommt, erscheinen ganz oben auf der Felsenkante allmählich Hinweise auf eine menschliche Präsenz – kleine weiße Häuser und blaue Kirchenkuppeln – ein beeindruckendes Bild!
Sie sollten unbedingt einen Ausflug von Fira über Firostefani und Imerovigli nach Oia unternehmen. Der Ausblick auf die Caldera ist einzigartig.
Aus dem Buch: you@cyclades
Cyclades, Jede Insel eine eigene Welt
Ausschuss der Präfektur für die
Tourismusförderung der Kykladen
www.cyclades-tour.gr