Das einzige Seidenmuseum Griechenlands und zugleich eines der wenigen auf der Welt ist im Patrizierhaus der Familie des Schriftstellers und Politikers Konstantinos Kourtidis untergebracht, das 1833 von lokalen Handwerkern errichtet und 1976 der Griechischen Bank für Industrieentwicklung (ETBA) geschenkt worden ist.
Der Aufbau der Ausstellung zur Seidenverarbeitung ist in vorbildlicher Weise von der Stiftung für Kultur und Technik der ETBA durchgeführt worden. Vorangegangen waren Forschungsarbeiten, die von einer Forschergruppe in Zusammenarbeit mit Seidenraupen-Züchtern angestellt worden sind und zugleich einen wichtigen Beitrag zur Ethnographie dieser abgelegenen griechischen Landschaft geleistet haben.
Das Ergebnis war das Seidenmuseum, ein beispielhaftes Museum für vorindustrielle Technologie, das rein didaktischen Charakter besitzt.
Der große Saal des Erdgeschosses ist von links nach rechts in vier thematische Einheiten gegliedert.
Besondere Sorgfalt ist auf das Begleitmaterial, das sich durch Vollständigkeit und Kürze auszeichnet, und auf die Fotografien gelegt worden.
Als erstes sieht man einen Seidenstoff mit der Darstellung eines Viergespanns aus byzantinischer Zeit.
Links des Eingangs wird in der ersten thematischen Einheit die lange Geschichte der Seidenproduktion von der Entdeckung der Seide durch die chinesische Kaiserin His-Ling-Shi um 2640 v. Chr. bis zum Höhenpunkt der industriellen Herstellung zu Beginn der 50er Jahre des 20. Jhs. dargestellt.
Hier erfährt man, daß die Seide den Griechen dank der Kriegszüge Alexanders der Große bereita im 4. Jh. v. Chr. bekannt gewesen ist; im Anschluß wird über die Geschichte ihrer Herstellung im Westen (Byzanz, Norditalien, Frankreich) und in Griechenland informiert, wo seit dem 16. Jh. auf der Mani, in Mystras, Kalamata, Zagora, Agia, Edessa und natürlich in Souphli Seidenraupenzucht betrieben worden ist.
Die zweite thematische Einheit informiert detailliert über die Seidenraupenzucht, die rund 40 Tage dauert. Die Raupen werden in eigenen Gebäuden aus den Eiern gezüchtet und mit Blättern der Stecheiche und der Baumheide gefüttert, bis die eingesponnenen Raupen dann, früher mit Dampf und Später in besonderen Öfen, erstickt werden.
Die Verarbeitung der Seide, die das Thema der nächsten Einheit bildet, beginnt mit dem Abwickeln des Fadens eines jeden Kokons, der einen Durchmesser von 0,0005 m und eine Länge von 2000-2500 m besitzt und mit Hilfe verschiedener Holzwerkzeuge für die Verarbeitung auf dem Webstuhl vorbereitet wird, auf dem die Souphliotinnen Teile der traditionellen Trachten, Vorhänge, Tischläufer und andere kleine Meisterwerke gewebt haben.
Die Ausstellung schließt mit der Geschichte der Stadt Soufli und der Berufe ihrer Einwohner. Auf der im 19. Jh. allgemein betriebenen Seideraupenzucht basierte der Anstieg der Bevölkerungszahl zu Beginn des 20. Jhs. (12.000 Einwohner zusammen mit den umliegenden Dörfern) und die städtebauliche Entwicklung der Stadt nach der Errichtung der ersten Fabriken (1908), von denen heute nur noch eine arbeitet.
Copyright: Museen Griechenlands, Erevnites Edition, GR.OK.F.B.
Seidenmuseum, El. Venizelou 73, GR-68400 Soufli
Kulturstiftung der Unternehmensgruppe Piraeus Bank (PIOP)
Die folgenden sieben thematischen, technischen Museen sind in Betrieb:
- Das Seidenmuseum in Soufli
- Das Freiluftmuseum für Wasserkraft in Dimitsana, Arkadien
- Das Museum für Oliven und griechisches Olivenöl in Sparta
- Das Umweltmuseum in Stymfalia, im bergigen Korinth
- Das Museum der industriellen Olivenölproduktion auf Lesbos (in Agia Paraskevi), Insel Lesbos
- Das Ziegelbrennereimuseum N.& S. Tsalapatas in Volos
- Das Museum für Marmorbildhauerei in Pyrgos, Insel Tinos
- Zwei neue Museen werden in naher Zukunft zu dem Netzwerk hinzukommen: Das Mastix-Museum auf der Insel Chios und das Silberkunsthandwerksmuseum in Ioannina. Damit erweitert die PIOP ihre Präsenz und ihren Wirkungskreis auf der kulturellen Landkarte Griechenlands.