Lage und Umgebung
Inmitten einer Landschaft von großer Schönheit liegt Nafplio an der Ostküste einer kleinen Bucht im Nordteil des argolischen Golfes. Sehr malerisch liegt die Hauptstadt des Nomos Argolis am Abhang der aus dem Meer ragenden Felszunge von Akronafplio und wird majestätisch überragt von der mächtigen Burg auf dem Palamidi-Berg.
Die günstige Lage in unmittelbarer Nähe der wichtigsten Exkursions- und Ausflugsziele auf der Peloponnes (Tyrins, Mykene, Epidauros, Argos), die gute Verkehrsanbindung und die vielen Hotels und Pensionen jeder Kategorie machen Nafplio zu einem idealen Ausgangspunkt und Aufenthaltsort für Erkundungen in der Argolis.
Aber auch Nafplio selbst mit seiner reizvollen Altstadt mit liebevoll restaurierten klassizistischen Häusern, vielen Läden, Cafes und Tavernen lädt ein zum Bummeln und Verweilen. Besonders schön sitzt es sich an der Hafenpromenade gegenüber der kleinen, befestigten Burzi-Insel.
Geschichte
Die Mythologie nennt uns Nauplios (neugriechische Aussprache: Nafplios) als Gründer des antiken Nafplio, einen Sohn des Poseidon und der Nymphe Amymome. Im übertragenen Sinn bedeutet der Name Hafen und Nafplio war wohl bereits in mykenischer Zeit ein Hafen für die Argolis.
Schon in der Steinzeit (Ende des 3. Jahrtausends v. Chr.) war das Kalkplateau des Stadtberges besiedelt, da das Gebiet der heutigen Altstadt zu dieser Zeit als Sumpfland unbewohnbar war. Ein starker, noch heute erkennbarer Mauerring aus polygonalen Steinquadern schützte die Stadt und ihren Naturhafen.
Im 8./7. Jh. v. Chr. gehörte Nafplio noch als unabhängige Macht zur Seeamphiktyonie von Kalauria (neben Athen, Aigina Prasiai = Porto Raphti, Epidavros, Troizen, Hermione und Orchomenos). Während des 2. Messenischen Krieges am Ende des 7. Jhs. v. Chr. war die Stadt mit Sparta gegen Argos verbündet. Sie wurde von den Argivern eingenommen, zerstört und als Flottenstützpunkt und Hafen benutzt. Die Einwohner Nafplios flüchteten und siedelten sich in Methoni (Messenien) an.
Zu einer bedeutenden Siedlung entwickelte sich Nafplio in der hellenistischen Zeit. Um 300 v. Chr. wurde der im Süden der Stadt steil aus dem Meer aufragende Felshügel Akronafplio befestigt und diente ihr als Akropolis.
In der römischen Zeit wurde Nafplio jedoch aufgegeben und Pausanias, der es im 2. Jh. n. Chr. besuchte, fand es verlassen. Er erwähnt nur die Ruinen von Befestigungsmauern und ein Heiligtum des Poseidon, die sich erhalten hätten.
Zu neuer Bedeutung gelangte Nafplio in der byzantinischen Zeit, im 12. Jh. wurde Akronafplio, aufbauend auf die antiken Mauern, erneut befestigt.
Im Jahr 1210 wurde die Stadt trotz heftigen Widerstands von den Franken eingenommen, die sie 1389 an die Venezianer abtraten. Die Befestigungsanlagen wurden erneut verstärkt wobei die Venezianer in ihre Mauern Reliefs mit ihrem Stadtsymbol, dem Markuslöwen, einarbeiteten. Der nächste Machtwechsel ereignete sich 1540, Nafplio wurde von den Türken eingenommen, denen es im Jahr 1686 Francesco Morosini entreißen konnte. Durch Pfahlkonstruktionen und Erdaufschüttungen wie in Venedig wurde das Stadtgebiet weit nach Norden und Osten ausgedehnt. Morosini befestigte auch den steilen Felsberg Palamidi durch eine Mauer. 857 Stufen wurden in den Stein gehauen, die unter zahlreichen Toren zur Feste hinauf führten und den Verteidigern die Möglichkeit boten, mit der Garnison von Akronafplio zu verkehren. Doch auch diese Maßnahme konnte nicht verhindern, daß die Türken 1715 die Stadt erneut einnahmen.
Nafplios „Sternstunde“ waren die Jahre 1828-1834, in denen es nach der Befreiung Griechenlands von den Türken die erste Hauptstadt des unabhängigen griechischen Staates wurde.
Aber auch Tragisches spielte sich in dieser Zeit in Nafplio ab, denn am 9.10.1831 wurde hier das erste Oberhaupt des neugriechischen Staates, Gouverneur Ioannis Kapodistrias, von zwei maniotischen Brüdern erschossen wodurch Griechenland einen unersetzlichen Staatsmann verlor.
Im Jahr 1833 landete der Wittelsbacher Otto, der erste König des befreiten Griechenlands, in Nafplio. Dieser verlegte dann 1834 den Regierungssitz nach Athen.
Als Ludwig Ross, König Ottos Oberkonservator für Altertümer, im Juli 1832 im Hafen von Nafplio ankommt, schreibt er „ Nauplia wimmelte damals wie ein Bienenschwarm. Hier waren die geringen Überreste der regelmäßigen griechischen Truppen, welche Kapodistrias geschaffen hatte, zusammengedrängt, schüchterne, abgerissene Gestalten, die Offiziere seit vielen Monaten ohne Sold, dazu eine französische Besatzung, die Mannschaft der Kriegsschiffe auf der Reede, große Haufen irregulärer griechischer Krieger, die in ihren schmutzigen Fustanellen und Kapotten, mit Waffen im Gürtel bespickt, sich überall herumdrängten..... Hierzu kamen endlich die anwesenden Deputierten der Nationalversammlung mit ihrem Gefolge, und viele ämtersuchende oder sonst umherlungernde Herumtreiber, und man kann sich denken, wie die engen und winkligen Gäßchen der kleinen, nur für tausend Einwohner angelegten Stadt überfüllt waren.“
Nafplio in der Gegenwart
Heute ist Nafplio ein sehr idyllisches Provinzstädtchen mit etwa 11000 Einwohnern, das vom Massentourismus kaum berührt wird. Nur an Feiertagen wie Ostern oder Pfingsten, wenn die Athener in Scharen hier auftauchen, durch die Gassen der Altstadt flanieren und die Tavernen und Cafes bevölkern, gleicht die Stadt wieder, wie zur Zeit von Ludwig Ross, einem „Bienenschwarm“.
Neben Monemvasia, Methoni und Koroni ist Nafplio die Stadt, in der sich der venezianische Baustil am längsten und nachhaltigsten entfalten konnte. Glücklicherweise wurde die Stadt am Ende der Türkenherrschaft nicht zerstört und durch rechtzeitige Denkmalpflege geschützt. So findet man hier eine einzigartige Begegnung von venezianischen und türkischen Stilelementen mit byzantinischer Tradition und dem Klassizismuns des befreiten Griechenlands.
Sehenswürdigkeiten
Altstadt
Wer etwas Zeit hat, sollte es nicht versäumen, einen ausgedehnten Bummel durch Nafplios romantische Altstadt zu unternehmen. Die schmalen, gepflasterten Gassen sind gesäumt von schönen klassizistischen Häusern, deren Balkone über und über mit Blumen geschmückt sind. Das Blütenmeer wird gekrönt von prächtigen, rosafarbenen Bougainvillea-Sträuchern, die an den Häusern emporranken und so üppig wachsen, daß sie stellenweise wie eine Pergola die Gassen überdachen.
Sehr malerisch ist der zentrale, sehr großzügig angelegte Syntagmaplatz mit seinem glänzenden, glatten Pflaster. Hier läßt sich auf angenehme Weise die gesamte Stadtgeschichte studieren: die einstige Kaserne aus der venezianischen Zeit (heute ist hier das Archäologische Museum untergebracht) liegt schräg gegenüber einer kleinen Moschee aus der Türkenzeit und das kleine Kafenion an der Schmalseite des Platzes, vor dem die alten Herren sitzen, ist unverkennbar griechisch. Dazu hat man am Abend von hier aus einen unvergleichlichen Blick auf die illuminierte Palamidi-Festung.
Unverkennbar griechisch sind auch die vielen Tavernen in den engen Gassen. Gegenüber von einer der Tavernen sitzen übrigens jeden Abend zwei ältere Herren in einem Hauseingang und spielen Rembetiko. Nicht für Geld, sie spielen aus Lust und Liebe zur Musik und schaffen damit eine einzigartige Atmosphäre.
Insel Burzi
Ursprünglich diente das kleine, befestigte Inselchen am Eingang zum Hafen als venezianisches Hafenfort. Es war mit Akronafplio durch eine Kette verbunden, mit der man im Notfall die Einfahrt zum Hafen sperren konnte. Nach der Befreiung wohnte hier der Scharfrichter, der die zum Tode verurteilten Sträflinge aus der Palamidifeste hinrichtete. Später wurde dort vorübergehend ein Hotel eingerichtet.
Archäologisches Museum
(Platia Syntagma, tägl. von 9-15 Uhr außer montags)
Das Museum zeigt eine der derzeit besten und reichhaltigsten Zusammenstellungen prähistorischer Vasenformen und – malerei im ganzen Ostmittelmeerraum, außerdem eine große Vielfalt an Idolen und Tierdarstellungen.
Hier sind auch die Funde der archäologischen Grabungen in Asine, Tiryns, Nafplion und Dendra Midea ausgestellt.
Ein großer Teil der früher hier ausgestellten Funde von den Ausgrabungen in Mykene befindet sich inzwischen im dortigen neuen Archäologischen Museum.
Akronafplio
(Zu erreichen entweder durch das Tor bei der Frankoklisia oder von der Straße zum modernen Xenia-Hotel)
Die Zitadelle Akronafplion mit der Grimani-Bastion (1706 von den Venezianern erbaut) liegt 84m über der Stadt. Sie nimmt die Stelle der antiken Akropolis ein, deren polygonales Mauerwerk zum Teil noch zu sehen ist. Bereits vorhandene byzantinische Anlagen wurden ebenfalls in den Bau mit einbezogen.
Palamidi - Festung
(geöffnet täglich von 8-18.30 Uhr, sonntags nur bis 15 Uhr. Zu erreichen über eine in die Nordwestflanke des Berges gehauene Felsentreppe mit 857 Stufen oder, bequemer, über eine Autostraße, die zum Haupttor führt)
Die stärkste Festung Griechenlands liegt eindrucksvoll auf einem kahlen Felsen hoch über dem Meer. Im Auftrag der Venezianer wurde sie von französischen Festungsingenieuren erbaut. Nur durch Verrat konnte sie 1715 von den Türken eingenommen werden. Dieses Kunstwerk des Festungsbaus beeindruckt sehr mit seiner nach Süden gestaffelten Anordnung, den klaren geometrischen Formen und seiner schlichten Monumentalität. Auch von der Stadt aus ist der Blick zur Festung wunderschön, vor allem gegen Abend, wenn durch die untergehende Sonne der Berg und die Mauern in einem warmen, goldbraunen Ton leuchten oder in der Nacht wenn sie illuminiert wird.
Literatur:
Ludwig Ross: Griechenland – Erinnerungen und Mitteilungen aus Hellas
Societäts-Verlag, ISBN 3-7973-0487-0
Christoph F. Leon: Peloponnes
Hallwag Verlag Bern und Stuttgart, ISBN 3 444 10277 1
E. Karpodini-Dimitriadi: Der Peloponnes
Ekdotike Athenon S.A., ISBN 960-213-011-3
Günther Weiß: Peloponnes
DuMont Buchverlag Köln, ISBN 3-7701-2637-8
Evi Melas: „Richtig Reisen“ Griechenland
DuMont Buchverlag Köln, ISBN 3-7701-1062-5