Limnos (Lemnos) liegt in der Nord-Ägäis zwischen den Inseln Lesbos und Samothraki und besitzt wunderschöne Sandstrände, eindrucksvolle archäologische Stätten und kleine Dörfer mit gastfreundlichen Einwohnern. Die Anreise ist sowohl mit dem Schiff als auch mit dem Flugzeug möglich. Mit dem Flugzeug erreicht man die Insel direkt (Charter) oder über Athen. Oder man fliegt nach Kavala und setzt von dort mit der Fähre über. Die Überfahrt dauert etwa 4 Stunden. Die Tickets gibt es direkt am Fährhafen. Der jeweils gültige Fahrplan ist im Internet unter www.samothraki.com oder www.gtp.gr zu finden.
Der Flughafen der Insel befindet sich ca. 20 km von der Inselhauptstadt Myrina entfernt in der Nähe einer Militäranlage. Da Limnos nahe an der türkischen Grenze und am Ausgang der Dardanellen liegt, hat die Insel für Griechenland und sicher auch für die NATO eine gewisse strategische Bedeutung. Die verschiedenen Militärbasen der Insel sind allerdings recht unauffällig und fallen kaum ins Auge.
Die Strände von Limnos sind einzigartig in der Ägäis. Es sind alles flach abfallende Sandstrände und deshalb besonders für Familien mit kleinen Kindern geeignet. Für alle, die gerne baden und kristallklares Wasser lieben, ist Limnos eine gute Wahl. Man kann dort seine eigene kleine Bucht suchen oder die eher bekannten aufsuchen wie
Romeikos Gialos und Richa Nera von Myrina, Avlonas an der Straße nach Kaspakas, Makrys Gialos bei Kaminia, Nevgaltis zwischen Thanos und Kontias, Platys Gialos beim Dorf Plati, Thanos, Kotsinas, Gomati in Sardes, Fanaraki in Moudros
oder den schönen Sandstrand von Aghios Ioannis bei Kaspakas. Hier hatten wir im Sommer 2011 in einem schönen Studio unser Domizil aufgeschlagen. Vom großen Balkon haben wir jeden Morgen beim Frühstück den traumhaften Meeresblick und abends einzigartige Sonnenuntergänge vor der Kulisse des heiligen Berges Athos genießen können. Hier trifft man kaum auf mitteleuropäische Touristen. Man befindet sich unter Griechen und fühlt sich von den gastfreundlichen Menschen sofort angenommen. Im nah gelegenen malerischen Dorf Kaspakas gibt es eine Bäckerei, mehrere kleine Geschäfte und eine Taverne. Das am Fuße des Berges Agios Athanasios gelegene Dorf beeindruckt durch seine traditionellen Häuser, die von engen Kopfsteinpflastergassen umgeben sind. Es ist vom Meer aus nicht zu sehen, da es als Schutz vor den Piraten erbaut wurde.
Die Hauptstadt Myrina ist nur etwa 5 Kilometer von Kaspakas und dem Strand Aghios Ioannis entfernt. Mit ihren vielen kleinen Gässchen und prachtvollen neuklassizistischen Herrenhäusern ist die alte Stadt mit der Burg ein beliebtes Ausflugsziel. Die gemütliche Hauptgeschäftsstraße ist von unzähligen Geschäften gesäumt und lädt tagsüber wie auch in der Dämmerung zu einem Bummel ein. Sie endet in einem kleinen venezianischen Fischerhafen, wo sich Fischtavernen und Cafés befinden. Hier kann man nach einem Einkaufsbummel bei einem Bougatsa (Blätterteiggebäck mit Cremefüllung) und einem Frappe herrlich relaxen und dem bunten Treiben im Hafen fasziniert zuschauen. Myrina wird vom venezianischen Schloss, das nachts auch angestrahlt wird, dominiert. Auf dem Burgberg kann man Dutzende von Damhirschen (Dama dama) beobachten. Ein Aufstieg zur Festung - mit einem phantastischen Rundblick - ist zu empfehlen, macht aber so richtig durstig.
Die Landschaft auf Limnos ist recht karg, aber trotzdem vielseitig und auch für den Wanderer zu erschließen. Die Insel wird dominiert von der Garigue, einer Pflanzengesellschaft mit Gräsern und niedrigen, stacheligen Sträuchern. Das völlige Fehlen von Wäldern ist vor allem auf Viehzucht, aber auch auf die speziellen geologischen Bedingungen und den starken Wind zurückzuführen. Die Landstraßen sind schmal und kurvig und führen zu Dörfern, die alle ihren eigenen Charakter und ihre eigene Geschichte haben und in denen die Zeit oft stehen geblieben zu sein scheint. Auf Limnos gibt es eine faszinierende Natur und interessante Lebensräume wie Feuchtgebiete mit einer reichen Vogelwelt. Wissenschaftler der Umweltorganisation WWF Hellas (Worldwide Fund for Nature) haben diese Gebiete in den letzten Jahren kartiert und waren überrascht, dass sie nicht nur die größten, sondern auch die am besten erhaltenen Feuchtgebiete des Mittelmeeres beschrieben haben. Die Alyki-, Asprolimni- und Hortarolimni-Lagunen bedecken eine Fläche von rund 14.000.000 m2 und wurden in das Netz NATURA 2000 aufgenommen. Das Gebiet dieser drei Seen bildet ein ideales Umfeld für eine Vielzahl von einheimischen und seltenen Pflanzen und Tieren. Diese Kombination von Salzwiesen und Dünen bietet vielen Zugvögel Platz zum Überwintern. Wenn man Glück hat, kann man dort riesige Schwärme von rosa Flamingos, Reihern, Brandgänsen, Säbelschnäblern, Seeschwalben, Pelikane u.v.m. beobachten. Die rosa Flamingos gelten dabei als die schönsten und imposantesten "Besucher" von Limnos. Die weiche Landschaft und die ruhige Atmosphäre der Insel schaffen eine gewisse Ruhe, sofern man die Natur und die Schönheit der Umgebung zu schätzen weiß.
Wenn man nach Sardes und dann weiter zum endlosen Sandstrand Gomati fährt, darf man nicht vergessen, die Region "Thick Sandy" (Pachies Ammoudies) zu besuchen. Dieses ca. 70.000 m2 große Gebiet erinnert an eine Wüste und wird deshalb auch "Sahara von Limnos" genannt. Es ist eine außergewöhnliche Landschaft mit karger Vegetation, die mehr und mehr Besucher anzieht. Bei klarem Wetter kann man von hier sehr deutlich die Inseln Samothrake, Imbros und Tenedos sehen. Der Gomati-Strand liegt in einer kleinen Bucht an der Nordküste von Limnos, ein paar Kilometer nördlich des Dorfes Katalakos. Dieser feine Sandstrand hat die längsten Sanddünen in Griechenland und beeindruckt durch sein kristallklares Wasser. Im Sommer blüht in den Sanddünen die seltene und geschützte lilienähnliche Strandnarzisse (Pancratium maritimum), die botanisch zu den Amaryllisgewächsen gehört. Die Strandnarzisse war sicher Vorbild für die schönen Lilienfresken, die einst die Königspaläste von Knossos schmückten.
Einen Ausflug wert ist auch die Gegend von Ifestia. Dort wurden in den letzten Jahren flächenhafte Ausgrabungen durchgeführt, unter anderem sind ein Amphitheater und mehrere Kultstätten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Hier und im benachbarten Kaviria am Kap Chloe befinden sich Bauten aus der Zeit von 1000 v. Chr. und 1000 n.Chr. und so kann man sich eine Vorstellung von der Bedeutung des Inselstaates in der Antike machen. Die entdeckten Überreste eines archaischen Tempels (8. bis 7.Jahrhundert v. Chr.) stammen wahrscheinlich vom ältesten bekannten Tempel des gesamten griechischen Raumes. Vom Tempel der Kaviria, in hellenistischer Zeit eine religiöse Opfer- und Feierstätte (Kabirische Mysterien), sind nur wenige Säulen erhalten geblieben. In Poliochni, einer prähistorischen Siedlung, die in etwa acht über einander liegenden Schichten lokalisiert wurde, sind zumeist nur die Grundmauern erhalten. Die Siedlung stammt wahrscheinlich aus dem 5. oder 4. Jahrtausend v. Chr. und wurde ca. 1000 Jahre vor Troja gebaut. Hier lebten ungefähr 1500 Einwohner und es gab dort auch ein Versammlungshaus, als ersten Vorläufer eines Parlamentshauses. Die Siedlung Kotsinas hatte ihre Blüte nach dem Niedergang von Ifestia in der byzantinischen Zeit. Die große und sichere Bucht zog immer mehr Einwohner von Ifestia ab und so wurde Kotsinas - früher quasi nur ein Vorort von Ifestia – bald ein wichtiger Handelsplatz. Zum Schutz vor plündernden Piraten und vor den venezianischen Eindringlingen wurde Kotsinas mit einer Burg befestigt.
Von der alten Stadt Kotsinas und der Burg sind heute nur noch wenige Spuren zu finden. Die Kirche der "Panagia tis Zoodochou Pigis" steht auf den Trümmern dieser Burg. Vor der Kirche steht eine übergroße Bronzestatue der berühmten Heldin von Limnos, Maroula, mit dem erhobenen Schwert. Das Mädchen Maroula stellte sich den Türken in den Weg, als sie versuchten, 1478 die Burg zu stürmen. Sie hatte zusehen müssen, wie ihr Vater, der den Eingang zur Burg bewachte, durch ein türkisches Schwert getötet worden ist. Ihr Mut spornte die Verteidiger derart an, dass die Feinde besiegt und der Hafen befreit werden konnte. So wurde Maroula das Symbol des Freiheitskampfes auf Limnos. Im Hof der Kirche führt eine in den Fels geschlagene Treppe mit 57 Stufen steil hinab zu einem Gewölbe. Dort findet sich ein Wasserloch, aus dem Weihwasser geschöpft werden kann. Heute ist Kotsinas ein kleiner, romantischer Fischerhafen mit einem windgeschützten Badestrand, ein paar zerfallenen Häusern und drei Fisch-Tavernen.
Einen Ausflug wert ist auch die Kapelle der Panagia Kakaviotissa in der Nähe des Dorfes Thanos, 4 km südöstlich von Myrina. Allerdings muss man auch ein ganzes Stück zu Fuß laufen. Die Kapelle liegt in einem Felsenhohlraum auf der Oberseite des Kakavos Berg in einer Höhe von 260 Metern. Sie wurde 1416 von einigen Mönchen, die der türkischen Invasion auf der Insel Agios Efstratios entkommen konnten, gegründet. Von hier aus bietet sich ein beeindruckender Blick auf das Meer und die Berge von Limnos. Die beste Zeit für einen Besuch ist der späte Nachmittag, wenn die Kapelle durch das natürliche Licht ausgeleuchtet wird. Am ersten Dienstag nach Ostern gibt es einen Gottesdienst in der Kapelle. An diesem Tag wird die Ikone der Jungfrau (Panaghia Kakaviotissa) - die für den Rest des Jahres von einer Familie in Kontia behütet wird - in die Kapelle gebracht. Nach der Überlieferung sind die Mitglieder dieser Familie die Nachkommen eines Arbeiters, dem der letzte Mönch die Ikone übergab, um sie zu schützen.
Fazit: Wer die Natur liebt und eine Insel sucht, die herrliche Sandstrände und interessante Ausflugsziele bietet und noch nicht vom Tourismus überlaufen ist, kommt an einem Besuch von Limnos nicht vorbei.
LIMNOS - Eine Insel für Familien
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