Pyrgi, ein mittelalterliches Wehrdorf im Süden der Insel, gehört zu den berühmten Mastichohoria von Chios. Von den 22 Mastichochoria konnten Olympi, Mesta und das größte aller Dörfer, Pyrgi, ihren Festungscharakter am besten bewahren.
Pyrgi, das vom architektonischen Gesichtspunkt interessanteste der mittelalterlichen Dörfer von Chios, entstand im 14. und 15. Jahrhundert während der Herrschaft der Genuesen. Sie errichteten turmbespickte Wehrmauern um das Mastix produzierende Dorf vor den Piraten zu schützen. Im Zentrum des engen Gassengewirrs erhebt sich noch die Ruine des 4eckigen (21x17,80 m) hohen Wehrturms mit einer Mauerstärke von 1.80 m . Von der ursprünglichen Schutzmauer (38x43 m) mit vier runden Ecktürmen sind noch Reste erkennbar.
Heute ist der Treffpunkt der Besucher und der Pyrgioten die Platia Livadi. Der quadratische Platz, der mit Akazien geschmückt ist, wird umgeben von Gebäuden mit verschiedenen Graffito-Ornamenten, die auch als Xysta bekannt sind und weltweit einzigartig sind. Alle Häuser und eine Kirche sind vollständig mit grauen und weißen geometrischen Mustern überzogen. Diese lineare Wanddekoration entstand, indem über der grauen Sandschicht eine weiße Kalkschicht aufgetragen und danach aus dem Kalküberzug geometrische Formen herausgekratzt wurden, so dass sich die graue untere Schicht von der weißen Oberfläche abhebt. Diese eigenartige Dekorationsweise, die im zweiten Hälfte des 19. Jh. entstand, ist wohl auf genuesische Vorbilder zurück zuführen.
Die Besucher die in der Sommermonaten Pyrgi besuchen, sehen sehr oft die Frauen bei ihrer Arbeit. Sie sitzen vor ihren Häusern, sortieren Rohmastix - aromatisches Baumharz, das Hauptprodukt von Chios - oder ziehen kleine kugelige Tomaten auf lange Schnüre. Im ganzen Dorf baumeln rote Tomaten- und Knoblauchketten von den blau bemalten schmiedeeisernen Balkonen . Nach der Lufttrocknung und vor Beginn der Regenzeit werden sie als Wintervorrat in die Speicher gehängt.
Im Nordostwinkel der Platia Livadi setzt ein 17 m langer, überwölbter Durchgang an. Am Ende dieses engen Durchgangs liegt der Eingang der kleinen Apostel-Kirche. Diese byzantinische Kirche, die eine verkleinerte Nachbildung des Katholikon des Klosters Nea Moni von Chios ist, wurde im 13. oder 14. Jh. erbaut und ist die schönste im Dorf. Die Ziegelarchitektur der Wände und Tamboure weist reiche Ornamentik aus grün glasierten, kleeblattförmigen Schalen auf. Die gut erhaltenen Wandmalereien im Kircheninneren sind das Werk des Kreters Antonios Domestichou Kynegos und entstanden um 1655. Besonders beeindrucken die Fresken des Pantokrator, umgeben von den 12 Propheten, stehende Engel zwischen den Fenstern und die Darstellung der Apostelkommunion in der Apsis.
Diese einzigartige Mischung von ländlichem Leben im mittelalterlicher Charakter machen einen Besuch in Pyrgi unvergesslich.