Bereits im sechsten Jahrhundert vor Christus tauchen die ersten schwarzen Maulbeerbäume in Griechenland auf und sie werden nur wegen ihrer Früchte kultiviert. Auf der griechischen Insel Kos gab es das so genannte "coische Gewebe", ein Seidengewebe. Die westliche Welt erfuhr erst nach der Eroberung Persiens und Indiens unter Alexander dem Großen um 400 v. Chr. von der Existenz des kostbaren Gewebes, wusste aber noch nicht um das Geheimnis seiner Herstellung. Der griechische Philosoph Aristoteles in seine Historia Animalium V. berichtete um 350 vor Christus davon. Über eine große Raupe „σκώληκος μεγάλου“ und die Produktion der Seide „εκ δε τούτου του ζώου και τα βομβύκια αναλύουσι των γυναικών τινές αναπηνιζόμεναι κάπειτα υφαίνουσι“.
Das Geheimnis um die Seidenraupen, die sich ausschließlich von den Blättern des Maulbeerbaumes ernähren, war nur in China bekannt und wurde streng gehütet. Wer Seidenraupen, Raupeneiern, Kokons, Rohseide oder Maulbeersamen außer Landes brachte wurde mit dem Tode bestraft. Wie das Geheimnis der Seidenherstellung schließlich doch nach Europa gelangte ist umstritten.
Der byzantinische Kaiser Justinian I. (527-565) wollte in den Besitz der Geheimnisse der Seidenkultur gelangen. Beim ersten Mal brachten ihm die ausgeschickten Mönche nur Maulbeersamen. Beim zweiten Versuch versteckten zwei Mönche, Theofanis und, Zonaras um 554, die Eier in ihren hohlen Bambusstäben und schmuggelten sie so nach Konstantinopel. Maulbeerbäume wurden auf dem Peloponnes gepflanzt. Seit 568 gab es in Byzanz die kaiserliche Seidenwerkstatt, das Gynäceum - hier stellten Sklavenfamilien unter der Aufsicht des kaiserlichen Schatzamts Seidenkleider her. Das Byzantinische Reich wurde vom 7. Bis den 11. Jahrhundert zum bedeutendsten Seidenmarkt Europas. Von Byzanz aus verbreitete sich das Wissen um die Seidenherstellung über die westliche Welt. In Griechenland wird die Seidenproduktion von Lakonien bis Thrakien ausgebreitet.
Soufli, eine Stadt im Evros-Tal in Thrakien, galt und gilt immer noch als die Seidenstadt Griechenlands. Um 1912 war hier das griechische Zentrum der Seidenproduktion und der Seidenraupenzucht. Hier lebten 12.000 Einwohner und in der Umgebung wurden 160 km 2 Land mit Maulbeerbäumen bepflanzt, da der Maulbeerbaum die Basis der Seidenproduktion bildet und seine Blätter sind die Hauptnahrung des Maulbeerspinners. Es wurden hier bis zu 40.000 kg Seidenfäden produziert.
Die heutige Soufli (4.300 Einw.) das in den Hängen des Propheten Elias Berges liegt ist 65 km von Alexandroupolis entfernt. Immer noch ist das Stadtbild von der Seidenproduktion geprägt. Die „Koukoulospita“ – Kokon-Häuser – die als Wohn- und Produktionsstätte dienten, sind zwei und dreigeschossige aus Ziegel und Naturstein errichtete Gebäude. Die Seidenfabrik der Gegrüder Tzivres, das Brika-Gebäude, das Hotel „Koukouli“, ein ehemaliges Koukoulospito der Familie Kalessis das im Jahre 1850 errichtet wurde und das Herrenhaus der Familie Kourtidis wo das Seiden-Museum untergebracht ist, sind noch heute zeugen der reicher Vergangenheit der Stadt. Heute sind es wenige Familien die sich mit der Seidenproduktion befassen doch die steigerte nachfrage nach natürliche Seidenfaser bring mehr Investitionen in der Seideproduktion.
Das Seiden-Museum
Das Seiden-Museum von Soufli ist in einem schönen Herrenhaus von 1883 untergebracht. 1985 wurde es renoviert und in den Innenräumen (11 x 9 x 3,40 m hoch) in vier Einheiten aufgeteilt. Der erste Bereich zeigt die diachronische Geschichte der Seideproduktion von China, über das antike Griechenland und das Byzanz bis zu Osmanische Periode. Der zweite Bereich hat als Thema die Maulbeeren und die Seidenraupen bis die Ernte des Kokons und der dritte Bereich die Verarbeitung zu Faden, Garn und Textilien. Die vierte und letzte Einheit zeigt die Seidenproduktion als Wirtschaftsfaktor in Europa, Griechenland und Soufli.
Seidenmuseum, El. Venizelou 73, GR-68400 Soufli, Tel.: 0030 25540 23700
Kulturstiftung der Unternehmensgruppe Piraeus Bank (PIOP)
Die folgenden sieben thematischen, technischen Museen sind in Betrieb:
- Das Seidenmuseum in Soufli
- Das Freiluftmuseum für Wasserkraft in Dimitsana, Arkadien
- Das Museum für Oliven und griechisches Olivenöl in Sparta
- Das Umweltmuseum in Stymfalia, im bergigen Korinth
- Das Museum der industriellen Olivenölproduktion auf Lesbos (in Agia Paraskevi), Insel Lesbos
- Das Ziegelbrennereimuseum N.& S. Tsalapatas in Volos
- Das Museum für Marmorbildhauerei in Pyrgos, Insel Tinos
- Zwei neue Museen werden in naher Zukunft zu dem Netzwerk hinzukommen: Das Mastix-Museum auf der Insel Chios und das Silberkunsthandwerksmuseum in Ioannina. Damit erweitert die PIOP ihre Präsenz und ihren Wirkungskreis auf der kulturellen Landkarte Griechenlands.