Das Museum von Zakynthos wird von zahlreichen Kunsthistorikern zu den wichtigsten Museen Griechenlands gerechnet, da man anhand der rund 600 Exponate wie in keinem anderen Museum des Landes, die letzte Entwicklungsphase der nachbyzantinischen Malerei verfolgen kann, während der westliche Techniken und Themen integriert wurden; diese Phase bildet zugleich den Ausgangspunkt der neugriechischen Kunst.
Diese von dem Gründer des Museums, Manolis Chatzidakis, reichste Sammlung nachbyzantinischer Malerei Griechenlands besitzt außerdem zwei vollständige geschnitzte Ikonostasen, abgelöste Fresken und Architekturglieder von Kirchen, die durch das Erdbeben von 1953 zerstört worden sind. Sie ist seit 1960 in einem schönen neoklassizistischen Gebäude am Dionysos-Solomos-Platz untergebracht. Manolis Chatzidakis hatte mit Hilfe seiner Mitbürger und einer Gruppe von Seeleuten nach dem Erdbeben die Mehrzahl der heute ausgestellten Stücke aus den Ruinen der Häuser und mehr als 100 wichtigen Kirchen retten können.
Die Ausstellungsstücke spiegeln die glanzvolle Kultur der Ionischen Inseln wider, die sich vom 15. bis zum ausgehenden 18. Jh. auf den von Venedig beherrschten Inseln entwickelt hat, auf die Künstler die aus dem nahezu gesamten von den Türken versklavten Griechenland geflohen waren. Einen großen Anteil an dieser Blüte hatten die kretischen Ikonenmaler, die 1669 nach der Besetzung Kretas durch die Türken ihre Insel verlassen hatten. Sie waren die letzten Vertreter der glanzvollen Kretischen Malerschule, die sich nach der Besetzung von Konstantinopel 1453 auf der Insel entwickelt hatte; ihr wichtigstes Zentrum war Chandakas (Candia, das heutige Iraklion).
Im ersten Saal rechts des Eingangs sind zwei mit Schnitzwerk geschmückte, vergoldetet Ikonostasen aufgebaut.
Die erste stammt aus der Pantokrator-Kirche und ist eine Arbeit von Angelos Mosketis. Die in Temperatechnik gemalten 13 Ikonen des Dodekaorton werden mit einer Ausnahme dem Maler Viktor zugeschrieben. Die dunkle Tönung der Gesichter, Die Wiedergabe der Natur und die Helligkeit, die diese Ikonen charakterisieren verraten den Einfluss der Kretischen Malerschule des 15. Jhs. Von den Christus-Ikonen stellt die erste von links die Verklärung und die dritte Christus als Hohepriester dar; sie tragen die Signatur desselben Malers dem auch die zweite mit der Schmerzensmutter und die vierte mit Johannes d. T. zugeschrieben werden. Die Ikonen auf den drei Türen der Ikonostase stammen aus dem frühen 18. Jh. Diejenige auf der Mittelpforte mit dem Mandilion wird Nikolaos Kallergis zugeschrieben. Die sechs kleinen Ikonen der Bema Türen, die aus derselben Zeit stammen, zeigen deutliche Einflüsse aus der italienischen Renaissance und der flämischen Malerei. Über den Dodekaorton-Ikonen liegt das Gesims mit geschnitzten Jagddarstellungen und sechs Gorgonen, die gleich viele Ikonen tragen.
Die zweite Ikonostase ist im Jahre 1690 entstanden und stammt aus der Kirche des Agios Dimitrios tou Kola. Die Ikonen des Dodekaorto sind zu Beginn des 18. Jhs. gemalt worden. Die Ikonostase ist von besonderer Bedeutung, weil sie als einzige innerhalb der gesamten orthodoxen Ikonographie Darstellungen von Päpsten aus der Zeit vor dem Schisma (Clemens, Silvester und Leo) auf den 1719 entstandenen Türen trägt; die Ikone mit Christus als Pantokrator rechts der Mittelpforte ist vom berühmtesten kretischen Ikonenmaler des 16. Jhs. Michail Damaskinos, signiert. Die Ikone links der Mittelpforte, die eine Darstellung der Theotokos Odigitria trägt, stammt aus der 1. Hälfte des 16. Jhs.
Darüber hinaus sieht man in diesem Saal drei Kreuze von Ikonostasen dreier Kirchen, drei Bema-Türen aus dem 16. Jh. aus der Kirche der Panagia Gavaloussa, Prozessionskreuze und eine Bema-Türe mit einer Darstellung des Agios Antonios, die aus der Kirche des Agios Konstantinos von Kipon stammt und Michail Damaskinos zugeschrieben wird. Außerdem sieht man einen mit Schnitzereien geschmückten Schranktisch mit drei Schubladen und einige mit Reliefs ausgestattete Architekturglieder.
Im ersten Saal des Obergeschosses (B) sind die übrigen Stücke der Steinsammlung des Museums ausgestellt, bei denen es sich hauptsächlich um Architekturelemente aus dem 10.-12. Jh. handelt. Außerdem sieht man hier zwei kleine Grabstelen aus den ersten nachchristlichen Jahrhunderten und eines der wenigen archäologischen Fundstücke der Insel, eine marmorne Reliefplatte aus dem 2.-3. Jh. n. Chr.
Hier befinden sich auch die von den Wänden des Katholikons des Klosters des Agios Andreas von Mesovouni Volimon abgelöste Fresken aus dem späten 16. Jh. Zwar hat die Freskomalerei auf den Ionischen Inseln nie die hohe Qualität der Ikonenmalerei erreicht, doch lohnt es sich, diesen fast naiven Malereizyklus zu betrachten.
Die Freskenausstellung setzt sich in Saal C fort. Viele von ihnen, die im 17. Und 18. Jh. übertüncht worden waren, sind aus den durch das Erdbeben von 1953 zerstörten Kirchen geborgen worden. Sie stammen aus den Kirchen des Agios Georgios ton Kalogreon, der Agia Anna, der Panagia Pikridiotissa und der Agia Ekaterini tou Grypari.
Mit Saal D beginnt die Ausstellung der bedeutenden Sammlung nachbyzantinischer Ikonen vor allem der Schule der Ionischen Inseln. Die Ikone mit Johannes d. T. gilt als eine der schönsten Ikonen von der Hand des großen griechischen Malers Michail Damaskinos; diejenige der Theotokos von dem nicht weniger bedeutenden kretischen Maler Emmanouil Tzanes steht ihr würdig zur Seite.
In diesem Saal sieht man außerdem Darstellungen des Agios Georgios mit Szenen aus seinem Leben, des Agios Georgios aus der diesem Heiligen geweihten Kirche, der heiligen Anna mit Christus und der Muttergottes, die dem Maler Angelos zugewiesen wird, und des thronenden Christus, die von Angelos signiert ist, der Panagia Glykophiloussa aus der Kirche des Agios Gerassimos von Kipon aus dem 15. Jh. und die große Ikone mit der Himmelfahrt.
Anhand der aus dem 17. und 18. Jh. stammenden Ikonen in Saal E kann man die langsame Entwicklung der nachbyzantinischen Malerei verfolgen. Zu den besonders sehenswerten Ikonen zählen diejenige mit dem auf einem barocken Thron sitzenden Christus von Ioannis Sembrikos, die von einem ikonographischen Typus des Michail Damaskinos beeinflusste mit Johannes d. T. , die Nikolaos Kallergis zugeschriebene mit dem von einem Engel gehaltenen Christus und eine weitere Christus-Ikone, die von demselben Maler signiert ist und sich durch die Genauigkeit der Wiedergabe der anatomischen Formen auszeichnet. Man achte auf den braunen Mantel und die vergoldeten schwarzen Flügel auf der Ikone mit Johannes der Täufer vom selben Maler aus der Kirche der Panagia tou Tsourouphli, die Ikone mit der Nilfahrt, die flämische Kupferstiche aus dem 17. Jh. zum Vorbild hat, und die in lebhaften Farben gehaltenen Ikone, auf der der Prophet Jonas von einem Seeungeheuer bedroht wird.
In den beiden folgenden Sälen (Z, H) sieht man einige der bedeutendsten Werke aus der letzten Phase der Kultur der Ionischen Inseln. Die Künstler des 18. und 19. Jhs., die vom Manierismus vom Barock und von der flämischen Malerei beeinflusst wurden, haben die letzte Serie bedeutender Ikonen geschaffen. Die Temperamalerei wird nach langen Jahrhunderten von der Ölmalerei verdrängt. Parallel dazu werden langsam die religiösen Themen aufgegeben, und der Versuch wird deutlich, Gesichter zu malen, in denen starke Gefühlsregungen zum Ausdruck kommen. Wir stehen an der Wiege der neugriechischen Malerei.
Die beiden bedeutendsten Maler dieser Zeit, Nikolaos Koutouzis (1741-1813) und Nikolaos Kantounis (1767-1834) sind mit zahlreichen Werken vertreten.
In Saal Z ist besonders auf den Heiligen Petrus des Priesters Nikolaos Koutouzis hinzuweisen, der in Venedig in der Werkstatt von Tiepolo gelernt haben soll. Zahlreiche Autoren bezeichnen diese Ikone als das vollendetste Werk der Ionischen Malerschule. In diesem Saal sind noch weitere seiner Ikonen ausgestellt, so die des Agios Spyridon und diejenige der Maria tou Klopa aus der Kirche des Agios Georgios tou Petroutsou. In Saal H sieht man sechs Ikonen von seiner Hand aus der Kirche des Agios Spyridon tou Phlambouriari, darunter die Anbetung der Hirten, von der es heißt, sie sei eine Teilkopie eines Triptychons des Domenikos Theotokopoulos, der sich in dieser Zeit in Zakynthos aufgehalten hat.
Von den Werken des Nikolaos Koutouzis sieht man in Saal Z das Abendmahl aus der Kirche der Agii Anargyri, die Kreuzabnahme, eine Kopie des gleichnamigen Bildes von Rubens, und den Agios Ioannis Chrysostomos sowie in Saal H den Evangelisten Matthäus, die Kreuzabnahme und den Evangelisten Johannes.
In beiden Sälen gibt es neben Ikonen unbekannter Maler auch solche, die Nikolaos Kantounis oder Nikolaos Koutouzis oder auch beiden zugeschrieben worden sind.
In Saal H und im Eingangsraum des Museums sind zehn Ikonen aus dem 18. Jh. ausgestellt, die durch sehr helle Farben charakterisiert sind und nach der Meinung einiger Autoren an Raffael oder Michelangelo erinnern; sie sind dem Priester Ieronymos Plakotos, aber auch Paxigetis oder Batzigietis zugeschrieben worden.
Im selben Saal sieht man das eindrucksvolle Modell der Stadt Zakynthos, das die Stadt vor dem Erdbeben von 1953 zeigt, das Lebenswerk von Jannis Manesis, das auf Luftaufnahmen, topographischen Plänen, Karten, Skizzen und Fotografien basiert und im Maßstab 1:500 so getreu wie möglich die 2.500 Häuser, die Kirchen, die Hügel und den Hafen der Stadt wiedergibt.
Am Eingang befindet sich die 7,5 m lange und 80 cm hohe Darstellung der Prozession mit den Gebeinen der Agios Charalambos von Ioannis Korais aus dem Jahr 1756; sie stammt von der Brüstung der Frauenabteilung in der Kirche des Agios Charalambos sto Potami. Diese vielfigurige Darstellung, die auf Vorbilder aus dem 15. Jh. zurückgeht, entwirft ein einzigartiges Bild der zakynthischen Gesellschaft des 18. Jhs. mit den Klerikern, den Aristokraten, den Soldaten, den Bürgern und den Popularen, wie das einfache Volk von Zakynthos genannt wurde.
Byzantinisches Museum
Solomou Platz, 29100 Zakynthos
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M. Str.