Ein traumhaft schönes Naturparadies befindet sich dicht an der Grenze zu Bulgarien im Nordwesten des Regierungsbezirks Serres: der Kerkini-See mit seiner einzigartigen Pflanzen- und Tierwelt. Er entstand, als im Jahr 1932 unweit des Ortes Lithotopos ein Staudamm errichtet wurde, um die Gegend vor zerstörerischen Hochwassern zu schützen und um den Bauern die Bewässerung ihrer landwirtschaftlichen Anbauflächen zu ermöglichen. Das meiste Wasser für den Stausee liefert neben den kleineren Flüssen Kerkinitis und Krousias der makedonisch-thrakische Grenzfluss Strymonas, der in Bulgarien entspringt und bei Amphipolis in die Nordägäis mündet. Bei Aristoteles kann man lesen, dass der Strymonas bereits in der Antike bekannt war als Rastplatz von Zugvögeln: „Die Kraniche, welche im Herbst vom nordischen Strymon her durch Griechenland nach dem wärmeren Libyen ziehen, verkündigen den Griechen die herbstliche Saatzeit, und ihr Gekrächze rief den Regen herbei.“ An einer anderen Stelle erwähnt Aristoteles, in dem man den Begründer der Zoologie sehen kann, auch die Pelikane: „Auch die Pelikane wandern und fliegen vom Fluss Strymon nach dem Ister und ziehen dort ihre Jungen auf.“ (Aristoteles, Historia Animalium, Bd. VIII).
Heutzutage dürfte diese Gegend aufgrund der durch den Staudamm vor allem am Nord-, Ost- und Südufer entstandenen, ausgedehnten Feuchtgebiete sogar noch paradiesischer geworden sein für die Vögel. Vor allem am Übergang des Strymonas zum Kerkini-See hat sich im Laufe der Zeit ein riesiges, zusammenhängendes Sumpfland mit einer so artenreichen Flora und Faune entwickelt, dass der See inzwischen sowohl unter dem Schutz der RAMSAR-Konvention als auch des europäische NATURA-2000 Programms steht.
Der etwa 14 km lange, 5 km breite und bis zu 35 m tiefe Kerkini-See ist mit seiner Fläche von etwa 37 Quadratkilometern der drittgrößte Stausee Griechenlands und liegt an der Ostflanke des Berges Mavrovouni (1179 m), wenige Kilometer nördlich des Sees verläuft über den Berg Beles (2031 m) die griechisch-bulgarische Grenze.
Im und am See gibt es reichhaltig Nahrung für die etwa 30 Arten von Süßwasserfischen und 300 Vogelarten, die hier einen Lebensraum gefunden haben oder auf dem Weg in oder vom Süden hier rasten können. Abgesehen von den verschiedenen Enten- und Gänsearten zählte man im Jahr 2013, 5500 Kormorane, 650 Zwergscharben, 3000 Rosapelikane, bis zu 1000 Krauskopfpelikane, 1500 Seidenreiher, 250 Silberreiher, mehr als 300 Graureiher, 3000 Flamingos, 6000 Lachmöwen, zusätzlich brüteten ca. 125 Paare Weißstörche, 600 Paare Nachtreiher, 200 Paare Rallenreiher, 120 Paare Löffler. Sogar der seltene Schreiadler wurde hier schon gesichtet. In den Bergen unweit des Sees haben sogar Wölfe einen Lebensraum gefunden. Dort nisten auch seltene Greifvögel. Beeindruckend ist außerdem die Hunderte Tiere umfassende Herde der einst vom Aussterben bedrohten Wasserbüffel, die halbwild an den Ufern des Kerkini-Sees leben. Aus ihrer Milch wird Büffeljoghurt hergestellt oder der karamellisierte, süße Kazan, eine Spezialität der Region.
Inzwischen hat man auch den touristischen Wert dieser eindrucksvollen Landschaft erkannt und sie für einen sanften, ökologisch orientierten Tourismus erschlossen. Es gibt Wanderwege, der Kerkini-See kann mit dem Rad umfahren oder mit den traditionellen Flachboden-Booten erkundet werden. An einem Steg im See wurde eine Station zu Beobachten der Vogelwelt eingerichtet. Der Besucher kann auch die malerischen Dörfer wie Ano Poria, Akritohori oder Mandraki rund um den See erkunden. Hier findet er Hotels, kann in den Tavernen lokale Spezialitäten kosten und in den Cafés entspannen.