Die Festungsanlage der Stadt Thessaloniki, die aus der Zitadelle und den die Stadt umgebenden Mauern besteht, stammt aus dem ausgehenden 4. Jh. n. Chr. und ist ein imposantes Zeugnis einer spätantiken Verteidigungsanlage zum Schutz der Hafenstadt, die sich im Inneren mit den Haupt- und Nebenstraßenzügen sowie den zahlreichen Gassen in der Oberstadt ausbreitete.
Die Stadt Thessaloniki, die 316 v. Chr. durch Kassandros durch Synoikismos, also durch den Zusammenschluss mehrerer Anlagen gegründet und nach der Tochter des Makedonenkönigs Philipp II. benannt wurde, war in der römischen Kaiserzeit Hauptstadt der römischen Provinz Macedonia. Zudem war sie um 300 n. Chr. kurzfristig sogar Residenzstadt einer der vier Kaiser, nämlich Sitz des Kaisers Galerius (um 250 bis 311 n. Chr.). Und nicht vergessen werden darf, dass Thessaloniki nach der Reichsteilung von 395 n. Chr. immerhin „die zweite Stadt im oströmischen Reich des Arcadius“ war, demnach eine recht bedeutende und umfangreiche Hafenstadt darstellte.
Die neue Stadtmauer hatte eine Länge von gut 8 km, wovon heute noch etwa 5 km den originalen Bestand aufweisen und besichtigt werden können. In einer Beschreibung der Anlage heißt es so schön, „inzwischen tummeln sich entlang ihrer Mauern jedoch heimelige Wohnhäuser und gesellige Tavernen und Cafés, die zum Verweilen in geschichtsträchtiger Atmosphäre einladen“.
Dies macht deutlich, dass Teile dieser Stadtmauer heute zum lebendigen Bild Thessalonikis gehören. Insgesamt umfasste die Stadtmauer ein großes, trapezförmiges Areal und umschloss die in der Ebene am Meer liegenden Stadtteile ebenso wie jene sich den Hang hinaufziehenden Viertel. Sie war in der Ebene „mit einer Vormauer und dicht aufeinanderfolgenden, dreieckigen Vorsprüngen“ doppelt gesichert, besaß auf der anderen Seite gerade im Bereich des Hügels mehrere viereckige Türme und im Bereich der Akropolis sogar einen Wechsel von dreieckigen Vorsprüngen und rechteckigen Türmen.
Außerdem enthielt gerade die seeseitige Mauer spätrömische Spolien vom einstigen Forum, die wohl in erster Linie bei den notwendigen Instandsetzungsarbeiten nach den Erdbeben der Jahre 620/630 verwendet wurden.
Ein weiteres Problem bestand darin, dass die Seemauer nur sehr niedrig war, weswegen im 10. Jh. „während der Sarazenenbelagerung“ zwar die Idee entstand, diesen Abschnitt durch einen Unterwasserdamm abzusichern, was aber letztlich nicht durchgeführt werden konnte, da die Sarazenen die Stadt von der Meerseite erstürmten. Erst später wurde die Seemauer verstärkt. Vor ihrem Südwestabschnitt war der künstliche, noch von Konstantin d. Gr. angelegte Hafen mit einer Mole geschützt, während es außerdem den Naturhafen „Kellárion“ in der Bucht von Thessaloniki gab. Außerdem hatte die Stadtmauer vier Haupttore, je zwei in der Ost- und je zwei in der Westmauer.
Wichtig waren im Westen das sog. Chrysé Pýle, das „Goldene Tor“, und im Osten das sog. Pýle tes Kalamarías, die beide durch die alte Römerstraße via Regia, von den Byzantinern „Leophóros“ genannt, verbunden waren. Des Weiteren sind zahlreiche Reliefs und Inschriften von großem wissenschaftlichem Wert.
Verschiedene Ansichten aus unterschiedlichen Jahrhunderten geben Auskunft über Renovierungen und Änderungen des Mauersystems und bilden somit eine Grundlage für die Geschichte der Stadtmauer Thessalonikis. Überdies sind die erhaltenen Türme Zeugen dieser Entwicklung, etwa der berühmte „Weiße Turm“, ein zylindrischer Bau mit einer Höhe von 33,9 m und umgürtet von einem Gesims mit halbkreisförmigem Profil aus Porosstein, „möglicherweise der Nachfolgebau des von byzantinischen Schriftstellern erwähnten ’gen Morgen am Meer’ gelegenen Turmes“, wie einige Forscher vermuten.
Wie überall gab es auch im Bereich der Akropolis, deren nordöstlicher Teil von der polygonalen Festung „Heptapýrgion“ mit einem mächtigen Torbau eingenommen wird, viele Hinweise auf Veränderungen, vor allem während der osmanischen Herrschaft ab dem Ende des 14. Jhs. Damals war die Oberburg lange Zeit Sitz des osmanischen Stadthalters, außerdem Garnison der osmanischen Truppen und wurde dann offenbar Ende des 19. Jhs. in ein Gefängnis umgewandelt. Nach der Befreiung Griechenlands war hier „das politische Gefängnis“ untergebracht, „das erst im Jahr 1989 geschlossen wurde und das auf eher kritische Art und Weise in einer Vielzahl von griechischen Volksliedern verewigt wurde“. Schon ab den 1870iger Jahren wurden neben der Seemauer auch mehr und mehr Abschnitte der Landmauer gerade im ebenen Stadtbereich abgerissen. Allerdings konnte durch sorgfältige Grabungen der Verlauf der Stadtmauer auf einem langen Abschnitt gesichert werden. Bei dem schweren Erdbeben von 1977 wurde die Bausubstanz der Festung schwer beschädigt und musste in den folgenden Jahrzehnten renoviert werden.