Wenn im Osten der mächtige Athos aus dem Meer ragt und man im Westen lange Sandstrände, Olivenhaine und Kiefernwälder erspähen kann, dann befindet man sich auf der Halbinsel Sithonía der Chalkidiki.
Sithonía ist im Gegensatz zu ihrer Nachbarin Kassandra noch nicht stark touristisch erschlossen, was ihren besonderen Charme ausmacht. Geographisch ist sie viel bergiger als Kassandra, was ihr auf der einen Seite zwar wenige landwirtschaftliche Nutzflächen bietet, auf der anderen Seite aber auch einen großen Teil dazu beiträgt, dass man hier immer noch das idyllische Flair einer recht ruhigen und schönen Mittelmeerinsel findet. Zwar gibt es auch hier kleine Städte, wie Nikitís oder Néos Marmarás, die touristisch immer weiter erschlossen werden oder aber den riesigen Ferienkomplex Pórto Carrás, aber fast das gesamte Hinterland wird noch hauptsächlich von Hirten und Imkern genutzt, was zeigt, wie einsam es hier in der Nacht noch werden kann.
Ihren Namen verdankt Sithonía wohl einem thrakischen König mit dem Namen Sithon. Er selbst soll der Sohn von Poseidon gewesen sein, den dieser mit der Nymphe Ossa zeugte. Während die meisten Geschichten um Sithon über die Zeit verloren gegangen sind – erzählt wird noch die Art und Weise, wie er seine Tochter vermählen wollte – ist es für Sithonía ein schönes Bild, dass ausgerechnet Poseidon der Vater war. Denn was die Halbinsel neben der bergigen Landschaft ausmacht, sind die vielen kleinen Buchten, die man hier finden kann. Kaum eine wird von Hotels und Tavernen gesäumt. Gerade im Hinterland wird man eher einen kleinen bescheidenen Campingplatz finden als große Anlagen und so kann man zu Fuß, mit dem Rad oder über ruppige Schotterwege zu seiner „eigenen“ kleinen Bucht kommen und das wundervolle türkisfarbene Meer genießen, welches die Chalkidiki bietet.
Dass Sithonía die „ruhige“ Perle der Chalkidiki ist (und dazu noch frei begehbar, noch mehr Ruhe findet man dann auf dem Athos), spiegelt sich auch in der Natur wider. Besonders im Frühjahr kann man im südlichen Teil auf seine Kosten kommen. Von Waldbränden weitestgehend verschont, können Wanderfreunde hier durch Pinienwälder und Olivenhaine wandern und immer wieder den herrlichen Ausblick auf den Athos genießen oder das Meer der Chalkidiki bewundern. Immer wieder wird man hier verlassene Dörfer finden, die nicht mehr von Menschen, sondern vom Duft griechischer Kräutern wie Thymian und Salbei bewohnt werden. Wer also die grüne Seite Griechenlands erkunden möchte, der kann in den Monaten des Frühlings durch die duftenden und saftig grünen Pinienwälder von Sithonía schlendern.
Doch nicht nur Naturfreunde, sondern auch Menschenfreunde können hier den Charme der Chalkidiki erspüren. Dass der Süden Sithonías nur dünn besiedelt ist, heißt nicht, dass man hier keine Sehenswürdigkeiten findet. Zwar wird man antike Stätten und ein großes Kulturangebot sicher an einem anderen Ort suchen müssen, aber idyllische Dörfer, wo zwei bis drei Fischerboote vor sich hindümpeln und die kleine Taverne direkt am Strand ein einfaches aber authentisches Essen serviert, das findet man.
Natürlich sind einige Orte auf Sithonía auch touristisch erschlossen. Besonders erwähnenswert ist Vourvouroú mit seinem kilometerlangen Sandstrand auf der Ostseite der Halbinsel. Mit den elf vorgelagerten kleinen Inseln bietet sich hier einer der schönsten Küstenstriche Griechenlands, der besonders durch seine Aussicht und das blaue Meer besticht. Die größten Teile des Ortes sind nur im Sommer bewohnt, wenn gemeinsam mit Touristen auch die Arbeit wieder kommt. Vourvouroú ist sehr weitläufig am Strand entlang angesiedelt. Hier findet man so manche Bar und Disco, in der man sich auch abends gut amüsieren kann. Tagsüber bietet sich dann neben Baden und Sonnen auch ein Besuch auf einer der elf Inseln an, die ehemals als Anlaufplätze für Seeräuber gedient haben.
Ein weiterer sehenswerter Ort kann das Städtchen Néos Marmarás sein. Es wurde im Jahr 1923 als Flüchtlingssiedlung gegründet, die nur vom Meer aus erreicht werden konnte. Von diesen Anfängen zeugen noch die niedrigen kleinen Häuser, die man im Stadtzentrum findet. Durch die Topografie konnte sich diese Anfangssiedlung aber nicht wie gewöhnlich schachbrettartig ausbreiten, sondern wirkt wie natürlich gewachsen, was ihr heutzutage mit den Bars und der Uferpromenade ein städtisches Flair verleiht.
Sithonía ist also vor allem für Individualurlauber und Familien ein besonderer Ort, die einen ruhigen Platz abseits des großen Trubels suchen. Die Halbinsel hat durch ihre Landschaft und Ausblicke ein besonderes Flair, das man in dieser Form nicht überall wiederfindet. Besonders die Möglichkeit, verlassene Buchten zu suchen, die trotzdem mit weißem Sand versehen sind, bietet sich hier an. Wer also den großen Trubel sucht, der wird eher in anderen Teilen Griechenlands fündig. Wer aber die griechische Atmosphäre schätzt, die sich in und um eine wilde Insel bildet und gebildet hat, für den kann Sithonía der richtige Ort sein.