Die Halbinsel Chalkidikí im nördlichen Griechenland „sendet ihrerseits drei weitere Halbinseln nach Südwesten aus, Kassándra, Sithonía und Athos“, die „parallel (laufen) und (…) an Umfang und Größe fast völlig gleich (sind)“ - das schreibt Werner Ekschmitt, der langjährige Leiter des Goethe-Instituts in Saloniki, in seinem Büchlein >Berg Athos. Geschichte, Leben und Kultur der griechischen Mönchsrepublik, Freiburg/Basel/Wien 1994<. Diese landschaftlich einzigartige Gegend wird gebildet durch einen „fast durchweg bewaldeten Bergkamm“, der im Südosten zu dem 2033 m hohen Athos-Gipfel ansteigt und heute die Bezeichnung >Autonome Mönchsrepublik Heiliger Berg< (Αυτόνομη Μοναστική Πολιτεία Άγιον Όρος) trägt. Manche Autoren nennen diese Landschaft „paradiesisch“, zumindest „einzigartig“ in Griechenland, was die „Vielfalt von Bäumen, Sträuchern, Pflanzen und Blumen“ betrifft. Das gesamte Territorium misst gut 43 km von NW nach SO und umfasst somit ca. 336 qkm. Die Unwirtlichkeit der Landschaft war sicherlich mit ein Grund dafür, dass sich in diesem Gebiet schon früh Eremiten ansiedelten, wahrscheinlich gehen sogar erste Aktivitäten dieser Art in die frühchristliche Phase zurück, sind jedoch nicht durch Quellenhinweise oder andere bauliche Belege belegbar.
Erste nachweisliche Hinweise finden sich um die Mitte des 9. Jhs., als in der Nähe von Akanthos beim heutigen Iressos an der Ostküste nordwestlich der Landenge des Athos eine Klostergemeinschaft entstand, „deren Vorsteher sich bald eine Vormachtstellung über die auf der Halbinsel verstreut lebenden Eremiten zu sichern verstand“ (M. Zahrnt). Heute wird die gesamte Halbinsel „von der autonomen, jedoch nicht souveränen Mönchsrepublik Athos“ eingenommen und „untersteht der Jurisdiktion des Ökumenischen Patriarchen und wird von der jährlich von den 20 Großklöstern neu gewählten >Hiera Epistasia< unter Leitung des >Protos< verwaltet“. Von den insgesamt 20 Großklöstern leben 13 nach der koinobitischen Lebensordnung, die auf die Mönchsregeln des Bischofs, Asketen und Kirchenlehrers Basilius d. Gr. (Kappadokien, um 330 bis 1. Januar 379 n. Chr.) zurückgehen, die „ein engeres Zusammenleben im Kloster mit strenger Unterordnung unter den Vorsteher“ fordert. Im Gegensatz dazu leben 7 weitere Großklöster nach der sog. idiorrhytmischen Ordnung, die seit dem 14. Jh. existiert und eine demokratische Verwaltung und einen Haushalt, ja sogar Privatbesitz erlauben. Alle Großklöster, von denen das älteste das im Jahre 963 vom byzantinischen Mönch Athanasios Athonites gegründete „Große Lavra“ (Megisti Lavra) ist, sind Teil des Weltkulturerbes der UNESCO. 17 Großklöster sind heute griechisch; eins, das KlosterChiliandariou, serbisch-orthodox, während das Kloster Zographou bulgarisch-othodox und das Kloster Panteleimonos russisch-orthodox sind.
Neben diesen Großklöstern existieren noch sog. >Skiten<, klosterähnliche Mönchsgemeinschaften, besser: eine Art Mönchsdörfer, die nominell einem Großkloster unterstehen, jedoch selbstverwaltet sind und von einem Ältesten geführt werden. Ihre Anlagen sind entweder klosterähnlich aufgebaut - Skiti Andreou oder Skiti Prodromou -, sodass das Leben ihrer Mönche gemeinschaftlich organisiert ist und es keinen Privatbesitz gibt, oder als sog. Mönchsdörfer - Nea Skiti, Skiti Agias Annis – strukturiert, sodass deren Mönchen in eigenen Häusern leben und Privatbesitz haben dürfen. Wichtig die Bemerkung, dass alle Klöster und Skiten auf Athos nach dem julianischen Kalernder leben. Der Athos ist somit trotz aller theologischen Auseinandersetzungen gerade in den 1960/70iger Jahren ein religiöser Mittelpunkt der Orthodoxie und eine autonome Mönchsrepublik, deren politische Angelegenheiten vom Außenministerium Griechenlands und deren religiöse Angelegenheiten vom Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel vertreten werden. Darüber hinaus ist der Athos ein Ort wichtiger Kunstwerke in Form von Wandmalereien in den Klöstern und der Ikonenmalerei mindestens seit dem 11. Jh. und schließlich ein Ort der Architektur der einzelnen Klosteranlagen ab dem 10. Jh. Unerschöpflich sind die Klosterschätze des Athos, von denen neben illuminierten Handschriften, Mosaikikonen und Reliquienbehältern vor das „Malerbuch vom Berg Athos aus dem 18. Jh.“ erwähnt werden sollte.
ATHOS - Weltkulturerbe der UNESCO - Άγιο Όρος
574 Wörter 2 Minuten 2.138 × gelesen
575 Bilder für das Keyword Athos gefunden.