Das Gebiet des Waldes von Strofylia und der Lagune von Kotychi steht sowohl durch die nationale als auch durch die internationale Gesetzgebung unter Naturschutz. Es handelt sich hier um eines von 11 Gebieten innerhalb Griechenlands, die nach dem Ramsar-Vertrag zu den Hygrotopen Internationaler Bedeutung gehören. Es ist dem europäischen Netz „Natura 2000“ angegliedert, ein Bereich des Gebietes gilt nach den Richtlinien 79/409/EWG als besondere Vogelschutzzone und in seiner Gesamtheit es als besonders erhaltenswerte Zone gemäß der Richtlinie 92/43/EWG. Diese Richtlinie erging vor allem zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der urwüchsigen Flora und wilden Fauna. Aufgrund seiner außergewöhnlichen Bedeutung gehört das Feuchtgebiet von Strofylia und Kotychi zu einem der 26 Naturschutzgebiete Griechenlands für die ein Verwaltungsträger empfohlen wurde - mit dem langfristigen Ziel, es in den Status eines Nationalparks zu erheben.
Das Ökosystem des Schutzgebietes vereint eine Vielfalt von Ökotopen, deren Zusammensetzung man als einzigartig bezeichnen kann. Das Gebiet reicht vom Kap von Araxos (Regionalbezirk Achaia) bis kurz vor Lechaina (Regionalbezirk Ileia) und umfasst somit einen Landstrich von 30 Kilometern Länge, der zwischen 500 Metern und 4 Kilometern breit ist. Das gesamte Naturschutzgebiet, zu dem der Wald von Strofylia, die Schwarzen Berge, die Lagunen von Araxos, Prokopos und Kotychi, der Sumpf von Lamia, Feuchtwiesen, die regelmäßig überschwemmt werden, Strand, Schilfgebiete sowie alle Dünen (Sandhügel) entlang der Küste gehören, beträgt etwa 1.400 Hektar. Die unterschiedlichsten Lebensräume sorgen für eine ungeheure Artenvielfalt der Flora und Fauna. Viele Pflanzen- und Tierarten stehen international unter Naturschutz, so z.B. der Stelzenläufer und einige Landschildkröten. Insgesamt sind in dem Gebiet etwa 230 verschiedene Vogel-, 7 Amphibien- und 26 unterschiedliche Reptilienarten beobachtet worden.
Der Wald von Strofylia ist einer der letzten noch existierenden Wälder des Mittelmeeres, die in Meeresnähe zu finden sind. Er erstreckt sich auf etwa 200 Hektar und setzt sich zu 50 % aus Aleppo-Kiefern (Pinus halepensis), zu 17% aus Pinien (Pinus pinea) und zu 3% aus Walloneichen (Quercus macrolepis) zusammen. Geprägt wird die Landschaft sicherlich durch die Pinie. Sie hat hier nicht nur das weitreichendste Waldgebiet Griechenlands entstehen lassen, der Wald von Strofylia zählt auch zu einem der größten Europas. Seinen Namen hat er im übrigen der lokalen Bezeichnung der Pinie zu verdanken. Von anderen Kiefernarten unterscheidet sich die Strofylia durch ihren rötlichen Stamm, die großen Zapfen und den schirmförmigen Wuchs. Durch ihre essbaren Samen gelangten die Zapfen dieser Pinienart zu einem gewissen Bekanntheistgrad. Von der Baumgruppe der Walloneichen vermutet man, dass sie ein Überbleibsel der weiten Waldgebiete ist, die sich früher über die Ebene Westachaias erstreckten. Innerhalb dieser Waldvegetation haben sich Lichtungen mit Feuchtwiesen, Salzwassersümpfen und jahreszeitbedingten Sümpfen gebildet. Typische Pflanzen dieser Lichtungen sind die Binse (Juncus acutus) und der Queller (Salicornia europaia), der sich im Herbst in roten Wiesen ausbreitet. In der Waldfauna finden sich die für die ebenen Mittelmeerwälder typischen Tierarten, wobei die benachbarten Feuchtgebiete deren Konstellation nicht unbedeutend beeinflussen. So kann man eine Vielzahl an Reptilien und Amphibien beobachten, während von den Säugetieren der Dachs (Meles meles), der Steinmarder (Martes foina), der Feldhase (Lepus europaeus) und der Fuchs (Vulpes vulpes) vertreten sind.
Von den Schwarzen Bergen bis nach Kotychi erstreckt sich zwischen Wald und Meer ein 22 km langer Sandstrand. Der vom Meer wehende Westwind schuf durch seine Wellen das Dünengebiet, das 100 bis 200 Meter breit ist. Nur besonders anpassungsfähige Pflanzenarten, haben es geschafft, hier zu überleben und den Sand zu halten, so z.B. der Strandhafer (Ammophila arenaria) und das Meermannestreu (Eringium maritimum). Im August blüht hier sogar die besonders bedrohte Strandlilie (Pancratium maritimum). Der Seeregenpfeifer legt im Frühling (Charadrius alexandrinus) seine Eier und im Sommer ebenfalls einige wenige Caretta-Meeresschildkröten (Caretta caretta).
Die Existenz des Wassers, das dauerhafte oder jahreszeitbedingte Sümpfe entstehen lässt, prägt das gesamte Naturschutzgebiet. Die Feuchtgebiete sind nicht nur wichtige Lebensräume für Wasservögel, viele Amphibien, Reptilien und Fische, sondern auch für Wasser- und Salzsumpfpflanzen. Araxos, Prokopos und Kotychi bilden die letzten großen Lagunen Südwestgriechenlands. Je nach Höhe des jährlichen Niederschlags und Jahreszeit sind die Lagunen 1 Meter bis 1,5 Meter tief. Die Vegetation wird vor allem durch Schilf (Phragmites australis) und Rohrkolbenschilf (Typha sp.) geprägt. Der Fischreichtum der Lagunen zieht zahlreiche fischfressende Tierarten, wie Vögel, Wasserschlangen und auch eine seltene Säugetierart, den Fischotter (Lutra lutra) an. Zudem dienen sie auch als natürliche, extensive Fischteiche und somit als wichtige Einnahmequelle für die Bewohner der Region. Vornehmlich werden Aale, Goldbrassen (Doraden), Meeräschen und Meerwölfe gefischt. Die überfluteten Flächen der Lagune von Prokopos und des Sumpfes von Lamia dienen nicht nur als permanentes Wasserreservoir, auch als Winter- und Rastplatz für Wandervögel sind sie von unschätzbarer Relevanz. Aufgrund ihrer geographischen Lage, der Größe und der Vielfalt der Lebensräume werden sie von vielen Vogelarten nicht nur im Winter, sondern auch während der Fortpflanzungszeit genutzt. Da sich das Naturschutzgebiet auf dem „Wanderweg“ Westgriechenlands befindet, sammeln sich hier im Frühling und im Herbst auch viele Wasservögelarten.
Das ganze Jahr über kann man aber auch einige ganz typische Arten antreffen, so z.B. das Blässhuhn (Fulica atra), das Teichhuhn (Gallinula chloropus) und den Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis). Im Winter finden sich zudem noch Kormorane (Phalacrocorax carbo), Tafelenten (Aythya ferina), Schwarzhalstaucher (Podiceps nigricollis) und Pfeifenten (Anas penelope) ein. Selten ist die weltweit vom Aussterben bedrohte Moorente (Aythya nyroca) gesichtet worden und vereinzelt die ebenfalls weltweit vom Aussterben bedrohte Rohrdommel (Botaurus stellaris). An den Ufern der Feuchtgebiete und in den seichten Gewässern sind sämtliche Reiherarten Griechenlands in unterschiedlicher Anzahl anzutreffen; allen voran der Seidenreiher (Egretta garzetta), des weiteren aber auch der Graureiher (Ardea cinerea), der Silberreiher (Egretta alba) und die Zwergdommel (Ixobrychus minutus), die im Schilf nistet. Andere bedeutende Arten, die sich hier fortpflanzen, sind der Stelzenläufer (Himantopus himantopus), die Zwergseeschwalbe (Sterna albifrons) und die Rostflügelbrachschwalbe (Glareola pratincola). Diese Wasservogelarten sind in der Anlage I der Richtlinie 79/409/EWG vermerkt.
Zu guter Letzt bilden die felsigen Hänge der Schwarzen Berge ein weiteres bedeutendes Ökotop des Schutzgebietes. Sie sind nicht nur ein idealer Lebensraum für Raubvögel, auch dem Goldschakal (Canis aureus) dienen sie als Zufluchtstätte. An den Felshängen der Schwarzen Berge wächst zudem eine äußerst seltene Pflanze, die Flockenblume (Centaurea niederi). Wäre diese Pflanze nicht auch in geringer Zahl in Aitoloakarnasia gesichtet worden, so könnte man sie als endemisch bezeichnen.
Das Besucherinformationszentrum
Wald von Strofylia und Lagune von Kotychi
Das Besucherinformationszentrum wurde der Region von der Gemeinde Larissos überlassen und mit Hilfe des EU-Programms LIFE-NATURE „Schutz und Erhaltung von Strofylia und Kotychi“ konnte es seine Arbeit wieder aufnehmen. Im März 2003 begann die Örtliche Vereinigung der Gemeinden in der Präfektur Achaia mit der Umsetzung des Projektes im Naturschutzgebiet. Mit Hilfe von Informations-veranstaltungen und Broschüren soll die Öffentlichkeit auf das Projekt aufmerksam gemacht werden. Aus diesem Grund ist auf dem Gelände des Zentrums zudem ein Naturkundemuseum entstanden, das nach Absprache sowohl von Einzelpersonen als auch von organisierten Gruppen besichtigt werden kann. Interessierte jeder Altersgruppe werden von speziell ausgebildetem Personal durch das Museum geführt und können sich über die Flora und Fauna des Gebietes informieren lassen. Außerdem besteht für kleinere Gruppen auch die Möglichkeit, Führungen auf ausgewählten ökotouristischen Wegen anzumelden, bei denen der Wald, die Feuchtgebiete und die Dünen besucht werden.
Das Informationszentrum hat seinen Sitz im Dorf Lappa, Achaia. Es befindet sich direkt gegenüber dem Bahnhof und kann montags bis freitags in der Zeit von 8.30 bis 14.30 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.
Informationszentrum
Strofylia - Kotychi
GR-27052 Lappa
Achaia