Es ist eher selten, dass drei große griechische Künstler und gelegentliche Ikonenmaler in einer gemeinsamen Veranstaltung zu sehen sind. Zum Anlass der 100. Jahre seit der Vertreibung aus Kleinasien im Jahre 1922, welche der dreitausendjährigen ständigen Heimat der Griechen in dieser Region brutal ein Ende setzte, präsentiert das Historische Archiv ‒ Museum Hydra eine Ausstellung mit Werken von Fotis Kontoglou, Spyros Papaloukás und Spyros Vassiliou, die eine hervorragende Stellung innerhalb der griechischen Malerei des vorigen Jahrhunderts einnehmen. Im Zusammenhang mit dem 100. Jahrestag der Katastrophe in Kleinasien wird nun auf der Insel Hydra die erste Gedenkausstellung im Historischen Archiv ‒ Museum von Hydra organisiert.
Titel der Ausstellung ist: „1922‒2022. Geschichten der Erinnerung und der Kunst: Reflexionen über religiöse Malerei“. Alle drei Maler haben, neben dem rein malerischen Oeuvre, auch ein religiöses Werk geschaffen, das sich stark an die traditionelle byzantinische Ikonenmalerei anlehnt. Die Ausstellung im Historischen Archiv‒Museum Hydra umfasst mehr als 80 Werke, Zeichnungen, Modelle und Repliken. Sie dauert nur noch bis zum 27. Juli an.
Fotis Kontoglou (1895 ‒ 1965) stammte aus Kleinasien und hat die Vertreibung von 1922 mit all ihrer Grausamkeit erlebt. Spyros Papaloukas (1892 ‒ 1957) nahm an den militärischen Operationen teil. Beide sind nach der Katastrophe nach Athos geflohen, wo sie stark unter dem Eindruck der byzantinischen Malerei gerieten. Spyros Vassiliou (1903 ‒ 1985), der jüngste von den drei Malern, war mehrere Jahre Assistent von Papaloukas und schuf auch mehrere Werke, welche die byzantinische Kunst huldigen.
Diese Ausstellung zeigt das Schaffen von drei besonderen Künstlern, die vom Geist der Moderne durchdrungen sind und innerhalb der spezifischen historischen Periode arbeiten, auf rein persönliche und gleichzeitig wegweisende visuelle Weise eine parallele und gleichzeitig unterschiedliche Dynamik liefern. Es werden Ausdrucksformen der Kirchenmalerei in ihrem künstlerischen Werk übernommen, die letztlich beweisen, dass sie kreativ weitergeführt und weiterentwickelt werden können. Auch ein Maler, der einer Tradition mit Ehrfurcht begegnet, kann modern sein. Mit ihrem Werk haben die drei griechischen Maler die byzantinische Kunst sozusagen „salonfähig“ und weit über die Grenzen Griechenlands bekannt gemacht.
Alle drei großen Künstler werden in der Ausstellung „1922 – 2022, Geschichten der Erinnerung und der Kunst: Reflexionen zur religiösen Malerei von S. Papaloukas, F. Kontoglou, S. Vassiliou“ mit repräsentativen Werken vertreten. Sie wurden dem Historischen Archiv ‒ Museum Hydra von großen Stiftungen des Landes (MIET, Vassilis und Marina Theocharakis Foundation) und wichtigen griechischen Sammlern zur Verfügung gestellt.
Bei der Eröffnung sprach die Direktorin des Museums, Dina Adamopoulou von „prominenten Vertretern der Generation der 30er Jahre“. Sie verwies auf den tiefen Einfluss, den die Ereignisse von Smyrna im September 1922 auf die drei bildenden Künstler und insbesondere auf Kontoglou hatten. Frau Dina Adamopoulou fuhr fort: „Dies ist ein einzigartiges visuelles Gespräch, mit dem die Ausstellung zu Ehren dieses traurigen hundertjährigen Jubiläums beginnt. Die erfahrungsmäßige Beziehung der ersten beiden zu den furchtbaren Ereignissen, und die Lehrzeit des ihnen nahestehenden Dritten verleihen der Arbeit aller drei zweifellos eine tiefere semiologische Dimension, eine innere Einheit jenseits der üblichen Typologie“.