Frankreich gehört gewiss zu jenen europäischen Ländern, die von Anfang an entschlossen auf die Seite Griechenlands standen, als am 25. März 1821 der große Befreiungskrieg gegen das osmanische Joch ausbrach.
„Wer entsinnt sich heute noch der Begeisterung, die zwischen 1821 und 1829 allein der Name Griechenland weckte“, fragte der französische Historiker Edgar Quinet im Jahr 1857. Es sind klare Worte, welche die große Anteilnahme der europäischen Völker an dem Aufstand Griechenlands beschreiben.
Wie lässt sich diese Begeisterung erklären? Der englische Dichter Percy Shelley hat das allgemeine Gefühl 1822 in der Vorrede zu seinem Versdrama „Hellas“ mit folgenden Worten beschrieben: „Wir sind alle Griechen. Unsere Gesetze, unsere Literatur, unsere Religion, unsere Kunst haben ihre Wurzeln in Griechenland. Wenn es Griechenland nicht gäbe“, so Shelley, „wären wir alle womöglich noch Wilde und Götzenanbeter“.
Doch das Klima jener Zeit kann man heute kaum noch nachvollziehen. Das Klima, das in Europa viele junge Leute oder bedeutende Persönlichkeiten dazu bewegte, den Freiheitskampf finanziell zu unterstützen oder, wie der bekannte britische Dichter Lord Byron, den Goethe selbst besonders hochschätzte, sich für Griechenland zu engagieren und schließlich für Griechenland zu sterben.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte das Osmanische Reich etwa 400 Jahre lang fast den ganzen mediterranen Raum beherrscht. Unter diesen Bedingungen hatte die griechische Bevölkerung unermesslich gelitten, was in Europa immer wieder registriert wurde. Kleinere, lokale Aufstände der Griechen wurden mit unglaublicher Brutalität und Gewalt niedergeschlagen.
Das Jahr 1821 markiert den Anfang einer neuen Ära für Griechenland. Im Rahmen der Feierlichkeiten anlässlich des 200jährigen Jubiläums der Griechischen Revolution veranstaltet das weltberühmte Louvre-Museum in Paris die Ausstellung „Paris-Athen. Geburt des modernen Griechenland 1675-1919“. Die bedeutende Veranstaltung, die das enge diplomatische Verhältnis der beiden Länder eindrucksvoll zum Ausdruck bringt, untersucht die vielfältigen kulturellen und künstlerischen Beziehungen zwischen Griechenland und Frankreich.
Die langerwartete Ausstellung im Herzen der französischen Hauptstadt soll den wichtigen Platz der antiken griechischen Kunst in seinen Sammlungen unterstreichen, aber auch die besondere Rolle Griechenlands bei der Gestaltung der europäischen und insbesondere der französischen kulturellen Identität hervorheben.
Man folgt dem Beziehungsfaden zwischen Paris und Athen, von den ersten Botschaften des späten 17. Jahrhunderts bis zu den Ausstellungen zeitgenössischer griechischer Künstler in Paris.
In der Halle „Napoléon“, in den temporären Ausstellungsbereichen des Louvre-Museums, werden insgesamt 356 hochkarätige Exponate ausgestellt, darunter die wunderbare „Spinne“ (1884), ein Gemälde von Nikolaos Gyzis aus der Griechischen Nationalgalerie, sowie weltberühmte Werke wie „Griechenland in den Ruinen von Messolonghi“ von Eugene Delacroix vom Museum der Schönen Künste in Bordeaux, ein besonders wichtiges Ölgemälde, das der bekannte philhellenische französische Maler erstmals 1826 in einer Ausstellung in der Galerie Lebrun in Paris präsentiert hatte. Des Weiteren kann man beeindruckende Kostüme wie die der französischen Psychoanalytikerin Maria Bonaparte aus der Sammlung des Athener Benaki-Museums bewundern.
„Paris – Athen: Die Geburt des modernen Griechenlands, 1675–1919“. Die Ausstellung, die am 27. September dieses Jahres in Anwesenheit des Griechischen Premierministers Kyriakos Mitsotakis und des französischen Präsidenten Emmanuel Macron feierlich eröffnet wurde, wird bis zum 7. Februar 2022 dauern.
Athanasios Lambrou
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