Die griechische Dichterin Viktoria Theodorou (1926-2019) berichtet über ihre Verbannung auf die Insel Trikeri während des griechischen Bürgerkriegs.
Die Wikipedia berichtet über den griechischen Bürgerkrieg:
„Ein genaues Anfangsdatum des griechischen Bürgerkrieges gibt es im strengen Sinne nicht, da es im Verlaufe des Jahres 1946 immer wieder zu teils bewaffneten Angriffen kommunistisch kontrollierter Rebellen gegen staatliche Einrichtungen wie Polizeistationen, Militäreinrichtungen und Infrastruktureinrichtungen kam. Der erste gut organisierte Guerilla-Angriff auf die Polizeistation von Litochoro in der Präfektur Pieria Ende März 1946 im Vorfeld der Parlamentswahlen vom 31. März 1946 wird nach vorherrschender Meinung als Beginn des griechischen Bürgerkrieges angesehen. Dieser Angriff wurde nicht mehr von lokalen Organisationen in spontaner Weise durchgeführt, sondern unterlag der militärischen Kontrolle der Demokratischen Armee Griechenlands (DSE), einer von Kommunisten stark beeinflussten bewaffneten Widerstandsorganisation. […].
In den Jahren 1946 und 1947 führte die DSE einen nach Maßstäben des Guerilla-Kriegs sehr effektiven Kampf gegen die griechische Regierung. Im gesamten Land mit Schwerpunkt Nordwest-Makedonien, Epirus und Zentral- bzw. Mittelgriechenland wurden Polizeistationen, Armeeposten, Infrastruktureinrichtungen und politische Gegner angegriffen bzw. bekämpft. […]. Teilweise konnte die DSE größere Landstriche in Nordwestmakedonien, Epirus und Zentralgriechenland (beispielsweise Evrytania) beherrschen. Als sehr vorteilhaft erwies sich dabei, dass sowohl Albanien als auch Jugoslawien unter ausdrücklicher Billigung der Regierung beider Staaten den DSE-Rebellen einen Rückzugs- und Ausbildungsraum boten.
Die griechische Regierung verließ sich 1946 weitestgehend auf Polizeikräfte und Einheiten der Nationalgarde, um die kommunistische DSE zu besiegen. Dieses Vorhaben schlug infolge der wiederholten Erfolge der DSE fehl, so dass die reguläre griechische Armee zum Hauptwaffenträger gegen die DSE-Rebellen wurde. Die griechische Armee wurde von Großbritannien aktiv militärisch und waffentechnisch unterstützt; ein direktes Eingreifen der britischen Truppen fand zwischen 1946 und 1949 aber nicht statt. Großbritannien konnte im März 1947 die Unterstützung der griechischen Regierung und Armee nicht mehr aufrechterhalten und bat – neben der griechischen Regierung selbst – die USA um Unterstützung. […]. Der Herbst 1948 wurde zum Wendepunkt des griechischen Bürgerkrieges. […]. In der Schlacht um den Berg Gramos im August 1949 fügten die griechischen Truppen der DSE die entscheidende Niederlage bei. Die Rebellen konnten sich zwar nach Albanien zurückziehen, aber anders als 1946–1948 sich nicht mehr neu bewaffnen und umorganisieren. Damit endete der griechische Bürgerkrieg trotz einiger bewaffneter Scharmützel im Nachgang der Schlacht am Berg Gramos. Am 9. Oktober 1949 beschloss das Zentralkomitee der KKE die vorübergehende Einstellung der Kampfhandlungen, welche sich im weiteren Verlauf als die endgültige Einstellung erwies.[...]. Zehntausende linksgerichteter Griechen wurden bereits während des Bürgerkrieges in Umerziehungslagern interniert oder flüchteten ins Exil. […]. Die Zivilbevölkerung litt insgesamt massiv unter den Folgen und Auswirkungen des Bürgerkriegs. Ganze Dörfer und Landstriche wurden während des Krieges von der griechischen Armee entvölkert, um den DSE-Rebellen Operationsmöglichkeiten zu entziehen. Dies stürzte die betroffene Landbevölkerung in eine wirtschaftliche und soziale Katastrophe.“
Soweit die Darstellung der Wikipedia zum griechischen Bürgerkrieg. Wie tief die Spaltung der griechischen Bevölkerng damals gewesen ist, welche Unmenschlichkeiten sich auf beiden Seiten zugetragen haben, kann man auch in Büchern in deutscher Sprache nachlesen, z.B. in dem Tatsachenbericht „Eleni“ von Nicholas Gage oder der Autobiographie von Mikis Theodorákis „Die Wege des Erzengels. Autobiographie 1925–1949“. In „Eleni“ schildert der Verfasser das Leben seiner Familie in dem kleinen Bergdorf Lia während des Zweiten Weltkriegs und des griechischen Bürgerkriegs. Gages Mutter Eleni Gatzoyiannis lebt dort als Bäuerin und versucht, ihre vier Töchter und ihren Sohn Nicholas großzuziehen. Als ihre halbwüchsigen Töchter von den Andarten zwangsrekrutiert werden sollen, sinnt sie auf Flucht. Es gelingt ihr, die Kinder in Sicherheit zu bringen, aber sie bezahlt dafür mit ihrem Leben. Dreißig Jahre später recherchierte Gage die Vorgeschichte und die Umstände des Todes seiner Mutter.
Der berühmte griechische Komponist Mikis Theodorákis berichtet in seiner Autobiographie über seine Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg und im anschließenden Bürgerkrieg, den er als Kämpfer und bald als Gefangener an verschiedenen Orten der Verbannung, auf verschiedenen Folter-Inseln (darunter auch die Insel Makrónisos) bis hin zur fast vollständigen physischen Vernichtung mitgekämpft und miterlitten hat: „Zur gleichen Zeit spielte sich in den Bergen Griechenlands der letzte Akt der Tragödie ab. Auf der Peloponnes warteten die zu Wasser und Land belagerten 12.000 Partisanen auf den sicheren Tod. Mehr Glück hatten jene 50.000, die sich in Zentral- oder Nordgriechenland befanden und, zumeist mit ihren Familien, über die Grenzen Albaniens und Bulgariens entkommen konnten. Viele von ihnen sind noch immer nicht aus der Emigration zurückgekehrt. Und die, die wiederkommen, sind im Grunde Fremde im eigenen Land, für das sie alles gegeben haben. In den Gefängnissen und der Verbannung weitere 50.000. Und die Hinrichtungskommandos arbeiteten noch Jahre nach Beendigung des Bürgerkriegs.“
Eine weitere Quelle über die Lebensbedingungen auf einer Verbannungsinsel, diesmal auf Tríkeri, bildet der folgende Bericht von Viktoría Theodórou, die mehrere Jahre auf Verbannungsinseln leben musste. Viktoría Theodórou wurde 1926 in Chaniá geboren. Im Alter von 16 Jahren schloss sie sich der EPON (Vereinigte Panhellenische Jugendorganisation) in Chaniá an und beteiligte sich aktiv am nationalen Widerstand. 1947 studierte sie an der Philosophischen Schule der Universität Athen, als sie verhaftet wurde und nach dreimonatiger Haft bei den Sicherheitsbehörden zuerst nach Chios und später nach Tríkeri und Makrónisos verbannt wurde. Im Dezember 1952 wurde sie freigelassen. Nach ihrer Freilassung beendete sie ihr Studium an der Philosophischen Schule der Universität Athen. In der Folgezeit hat sie mehrere Gedichtbände und Prosa veröffentlicht. Viktoría Theodórou starb am 16. Februar 2019.
Im folgenden Text, den sie im Oktober 1950 auf der Verbannungsinsel Tríkeri geschrieben hat, beschreibt sie die harten und unmenschlichen Lebensbedingungen der Verbannten.
Eine fast unbewohnte Insel am Rande des Pilion
Tríkeri ist eine fast unbewohnte Insel am Rande des Pilion, rechts, gleich wenn wir in den Pagasitischen Golf kommen. So abgelegen wie sie liegt – sie wird im Westen von den Bergen von Rumelien umgeben, im Süden von den Gipfeln Evias und im Norden und Osten vom Gebirgszug des Pilion – wurde sie als geeignet angesehen für die Gründung eines Konzentrationslagers für Verbannte.
Sie ist so klein, dass man nicht mehr als drei Stunden zu Fuß benötigt, um sie zu umrunden. Bewachsen mit Olivenbäumen und immergrünen Sträuchern, ruhig und feucht. Heftige Regenfälle gibt es das ganze Jahr über, selbst mitten im Sommer, denn sie ist immer mit Dampfschwaden bedeckt. In den Wintermonaten peitscht sie der Nordostwind und es schneit.
Anfangs ein Verbannungslager für Männer
Ab Sommer 1947 begannen sie die Männer zu sammeln, die sie in den verschiedenen Gegenden, Dörfern und Städten Zentralgriechenlands gefangen nahmen, wo der Bürgerkrieg wütete. So wurde das Männerlager gegründet, das drei- bis viertausend Häftlinge umfasste und das im März 1949 nach Makronísi verlegt wurde. Zur gleichen Zeit brachten sie gemeinsam mit den Männern „vorbeugend“ auch Frauen von den Familien der Andarten und pferchten sie im großen Kloster der Insel ein. Fast alle waren Bäuerinnen jeden Alters und sie hatten nichts außer den Kleidern, die sie trugen, und viele von ihnen hielten kleine Kinder im Arm. Ihre Zahl war nicht gleichbleibend. Einige fuhren weg mit „Reue-Erklärungen“, zu denen sie unter den elenden Überlebensbedingungen, den Krankheiten und dem Hunger gezwungen wurden, während andere mit neuen Verschickungen ankamen. 1948 waren es bis zu fünfhundert, aber im Februar 1949 waren noch dreiundneunzig anwesend. Das Lager für die „Vorbeugegefangenen“ gab es bis Ende Dezember 1949. Während des Herbstes begannen sie ausgezehrt und verzweifelt wegzugehen. Und als sie uns im Januar nach Makrónisos brachten, folgten uns noch sechzehn.
Das Lager für die „Vorbeugegefangenen“
Eine bedeutsame Tatsache für das Lager für die „Vorbeugegefangenen“ war die Ankunft der Frauen des Lagers von Chíos auf der Insel Tríkeri in den ersten Tagen im April 1949. Die neuen brachten wir in den leeren Zelten des Männerlagers unter, während die „Vorbeugegefangenen“ noch in Zellen und in Zelten rings um das Kloster wohnten. Sie bildeten eine getrennte Abteilung des Lagers. Bald wurden die tausendzweihundert Frauen von Chíos mit den Verbannten des Klosters vereinigt, und als im Mai die Frauen aus Slawomakedonien und vom Epirus ankamen, betrug die Anzahl insgesamt dreieinhalbtausend. Im September 1949 waren wir alle zusammen mit den Kindern viertausendsiebenhundert Frauen aus ganz Griechenland.
Die Verschickungen der Frauen erfolgten getrennt für jedes Gebiet. Am 23. Februar erreichte die Insel eine Schiffsladung von etwa zweihundert Thessalierinnen. Im März desselben Jahres waren die Epiriotinnen gekommen und am 24. Mai mit dem Kriegsschiff eine große Sendung von tausendfünfhundert Frauen und Kindern, die sie in Thessalien, Makedonien und Rumelien eingesammelt hatten.
Im Mai 1949 begannen dann auch die Slawomakedonierinnen anzukommen, in Scharen, fünfhundert und mehr bei jeder Verschickung, und im Sommer waren tausendsiebenhundert bis zweitausend Frauen und Kinder versammelt.
Das Kloster von Tríkeri
Das Kloster von Tríkeri wurde 1841 auf dem höchstgelegenen Platz der Insel gebaut. In der Mitte eines gepflasterten Innenhofes befindet sich die Kirche, die Mariä Himmelfahrt gewidmet ist. Ihre schöne Ikonenwand hatte ein verbannter Künstler renoviert, der später zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde.
Die Zellen ringsherum bilden ein Parallelogramm. Die Erdgeschosse der Zellen verwendeten sie als Lagerraum, Stall, Küche, Bad usw., da sie zum Bewohnen nicht geeignet waren. Später wurden sie aber auch bewohnt. Ihre Stockwerke sind eingefallen, sie haben weder Türen noch Fensterläden. Die Sonne schien nie in ihr Inneres, sie sind feucht und schimmlig. Seit dem Frühjahr 1948 steckten sie die Frauen in kleine Einzelzelte rund um das Kloster, doch als im Herbst die Regenfälle und der Frost einsetzten, beschloss die Verwaltung, sie in den Zellen und den Untergeschossen zusammenzudrängen. Seit dem 23. Februar, als die großen Verschickungen eintrafen, gab es keinen Platz zur Unterbringung mehr. Sie ließen sie tagelang unter den Vordächern des Klosters auf der Erde, wo sie zusammen mit ihren Babys schliefen. Aber als die Regenfälle zunahmen, stellten sie auf dem schlammigen Boden sieben große amerikanische Zelte auf, wo in einem normal zwanzig Menschen Platz finden. Dort hinein steckten sie aber fünfzig bis fünfundfünfzig Frauen.
Ohne Matratzen und Kleidung
Sie hatten weder Matratzen noch Kleidung. So blieben sie viele Abende, bis sie Zweige sammelten und ausbreiteten, aufrecht stehend stillten sie die Babys in ihrem Arm oder saßen auf irgendeinem trockenen Stein.
Diese Zelte wurden ihr Zuhause während des ganzen Aufenthalts der Verbannung. Durch den Wind und die Stürme wurden oft die Pflöcke herausgerissen, die Seile gaben nach und die Zelte flatterten verdreckt über ihren Körpern.
Obwohl die Zahl der Frauen dauernd zunahm, blieb die Verwaltung gleichgültig und stellte keine neuen Zelte auf. Und es gab noch viele unterirdische Zellen, die verschlossen waren, mit dem Vorwand, es seien Lagerräume der Kirche.
Anderthalb Flügel der oberen Zellen, die stabiler waren, wurden von der Verwaltung als Büros verwendet.
Unter löchrigen und zerrissenen Zelten
Als im Frühjahr 1949 ungefähr dreitausend Frauen auf der Insel versammelt waren, stellten sie noch kleine Einzelzelte in den Olivenhainen des Klosters auf. Alle diese kleinen Zelte waren löchrig und zerrissen, und sobald es regnete, tropften sie, und die Matratzen oder die trockenen Wildkräuter, auf denen die Verbannten sich mit ihren Babys hinlegten, wurden durchnässt. Sie waren so niedrig, dass du deinen Körper beugen musstest um hineinzugehen und du dauernd gebückt bleiben musstest. Wenn die großen Regenfälle kamen, wurde alles mit Schlamm und Wasser überschwemmt und die Kleinen weinten zusammen mit ihren Müttern und Großmüttern.
Den ganzen Zeitraum von 1947 bis 1949 war der Kommandant des Lagers von Tríkeri Oberst I. K., ein sehr strenger und harter Mensch. Nach vielen Eingaben schafften es die Verbannten, sich mit ihm über ihre täglichen Probleme und vor allem über die Kantine zu verständigen. Die Bewachung erfolgte durch “reumütige“ Soldaten von Makrónisos und andere.
Die Herabsetzung der verbannten Frauen als Ziel
Das Ziel der Verwaltung war es, so viele verbannte Frauen wie möglich politisch nutzlos zu machen und in ihren Augen den gerechten Kampf, den ihre Angehörigen führten, verächtlich zu machen. Mit verschiedenen körperlichen Folterungen, mit psychologischen Mitteln, ausgesucht, um die Moral zu brechen, mit der Gleichgültigkeit ihren Problemen gegenüber, dem Verbot jeden Mittels zur Bildung, Unterhaltung und Erholung versuchten sie, eine Unterschrift unter eine „Reue-Erklärung“ zu erhalten.
Sie verpassten ihrem Leben militärische Disziplin. Zweimal täglich, auch bei Regen und bei Schnee, nötigten sie sie, zum Appell herauszukommen, morgens von acht bis neun und nachmittags von vier bis fünf. Dort ließen sie sie stundenlang stehen, hungrig und erschöpft, während sie ihre Babys allein in den Zelten zurückgelassen hatten.
Hungrig und durstig
Sobald der Appell endete, während dessen Dauer sie seit dem vorherigen Abend nüchtern dastanden, denn vormittags gab es nur ein Getränk, liefen sie hintereinander zu den Brunnen zum Wasser. Und um zwölf Uhr mittags beeilten sie sich, in anderer Reihenfolge zum Essen zu laufen, das nach militärischer Gepflogenheit verteilt wurde. Nach dem Mittag kam das Kaiki mit den Vorräten an, das sie ausladen mussten. Um vier Uhr nachmittags versammelten sich alle wieder am Platz für den abendlichen Appell, und gleich danach für die Verteilung des zweiten Essens des Tages. Um acht Uhr abends durfte kein Licht in den Zelten mehr sein und jedes Herumgehen hörte auf.
Jeden Tag las der Lagerkommandant beim morgendlichen Appell den Nachrichtenüberblick des Tages vor, um sie zu informieren, dass der Kampf immerfort schwächer wird und dass sich die Andarten „täglich in die Hände des siegreichen Heeres begeben“.
Im Februar 1948 verteilte die Verwaltung die Frauen auf vierzehn Einheiten, die eine Kompanie bildeten, und bestimmte die Rechtsanwältin Th. X. aus Lárisa zu ihrer Vertretung. Die Wachsoldaten bewachten das Lager der Männer und der Frauen. Sie hatten Wachtposten an den nahegelegenen Kaps der Insel eingerichtet und auch auf dem Weg, der zum Dorf führte. Die meisten waren früher Widerstandskämpfer gewesen, die unter der Gewalt auf Makrónisos die Demokratische Armee verleugneten und aus Furcht ihren Folterern dienten. Es gab einige, die Menschlichkeit zeigten und sich gut den Gefangenen gegenüber verhielten. Die Frauen jedoch erzählten, dass die Wächter manchmal die Mädchen schlugen, die aus einer Gegend gebracht wurden, wo Kämpfe stattfanden. Diese Frauen, die Andartinnen waren, sperrten sie mit Stacheldraht getrennt von den anderen ein.
Mütter von Kleinkindern und alte Frauen
Die Grausamkeit und Herzlosigkeit der Wächter war unbeschreiblich. Außer den täglichen Zwangsarbeiten zwangen sie die Frauen, von denen die meisten Mütter von Kleinkindern oder alte Frauen waren, ihnen Wasser zu transportierten, ihnen die Wäsche zu waschen und ihnen die Zellen zu putzen, in denen sie wohnten. Und wenn sie keine Reaktion von diesen erhielten, mussten sie ihnen sogar noch ihre Truhen vom Hafen hertragen. So erniedrigten sie sie jeden Tag.
Der Staat gab für die Verbannten 2.700 Drachmen pro Tag für die Verpflegung der Frauen. Das Essen kochten sie selbst in großen Kesseln, und weil die Arbeit des Kochens sehr hart war, wechselten sie alle zwei Monate. Das Essen war wenig und armselig. Die langen Bohnen, die weißen Bohnen und die Kichererbsen waren die häufigsten Gerichte. Selten kochten sie Teigwaren, Kartoffeln oder Gemüse, und Fleisch kochten sie ein- oder zweimal pro Monat.
Ein Morgengetränk gab es einen langen Zeitraum nicht, so blieben die Frauen vom Nachmittag des einen Tages bis zum Mittag des nächsten Tages nüchtern. Die 80 Dramia Brot reichten höchstens für das Mittagessen, denn davon mussten auch die Kinder essen, die in der Zahl der Häftlinge nicht enthalten waren. So ernährten sich die zweihundertvierundzwanzig Kinder, die ständig mehr wurden, von dem Essen, das sie ihren Müttern gaben.
Nie gaben sie Öl oder Petroleum zum Anzünden eines Lichts in den Zelten und die Frauen waren genötigt, kleine Öllämpchen mit den 4 – 5 Dramia Öl zu machen, das sie ihnen für die Bratkartoffeln gaben. Für das Kochen der Gerichte schleppten sie Wasser von dem einzigen Brunnen mit Pumpe und holten die Lebensmittel aus dem Lagerraum, der sich nahe am Hafen der Insel befand, ungefähr siebenhundert Meter Weg bergan bis zum Kloster.
Das harte Leben der Frauen
Sie schleppten auch das Holz für das Feuer von weither, denn es gab keine Tiere oder irgendein anderes Transportmittel. Diese Zwangsarbeit wurde noch anstrengender an den Tagen im Winter, an denen das Kaiki das Holz für das Lager nicht von den Piliondörfern herbringen konnte.
Das harte Leben der Frauen wurde tausendfach unerträglicher wegen der Wasserknappheit der Insel. Wenn es auch vier Brunnen gab, welche die Verbannten 1947 angelegt hatten, gelang es nicht, das Wasser sauber zu halten oder es leicht hochzuziehen, denn es gab keine Pumpen.
Es gab nur eine Pumpe am Brunnen nahe dem „Dorf“, von dem die Frauen Wasser holten, und eine andere bei demjenigen, der sich außerhalb der Küche der Männer befand. Später allerdings reparierten sie die alten Pumpen und statteten damit noch zwei Brunnen aus, die nahe bei der Bucht von Ai Giorgi liegen.
Jeden Tag um neun brachte ein Soldat die Frauen in einer Reihe zum Befüllen ihrer Krüge und zwei weitere beaufsichtigten sie. Aber im Frühjahr 1949, wo sich die Zahl der Frauen vervielfachte, weil dauernd neue Verschickungen ankamen, begann die Wasserlosigkeit, die die Verbannten jahrelang quälte, schon ab Ostern.
5.000 Verbannte stillten ihren Durst an drei Brunnen
Die ganze Masse, ungefähr fünftausend Frauen, mussten von dem Wasser von drei Brunnen trinken, kochen und waschen. So mussten sie schon vor dem Morgengrauen aufbrechen, um ihre Eimer für das Essen oder ihre Kannen zu füllen. Die Pumpen funktionierten am Anfang, später aber taten sie sich schwer und holten Schlamm hoch. Den ganzen Tag hörte man nichts anderes als das hohle Geräusch, das die Hoffnungslosigkeit vergrößerte.
Bis die Verbannten nach Makronísi verlegt wurden, waren die schweren Zwangsarbeiten – wie das Ausladen des Kaikis oder das Holzschleppen – ausschließlich Arbeit der Männer. Die Frauen gingen zum Lagerraum hinunter und brachten von dort bis zum Kloster die Lebensmittel und die anderen Vorräte.
Ab März 1948, als die Männer weg waren, entluden sie selbst kiloweise Lebensmittel, Holz, Zement, Kalk, Vorräte für vier- bis fünftausend Seelen und schafften sie auf einem qualvollen Anstieg zum Lagerraum. Diese Arbeit wurde täglich von drei Einheiten durchgeführt und dauerte oft vier Stunden.
Doch die erschöpfendste und zweckloseste Zwangsarbeit, die an den Steinbruch von Makronísi erinnert, war es, von dem Strand Kiesel, Sand und Meerwasser zu schleppen, um eine riesige Krone an einem Abhang der Insel anzufertigen, so dass sie vom Meer aus zu sehen war, wo die Schiffe vorbeifuhren.
Barbarische Zwangsarbeiten
Als sie den Verbannten befahlen, die niedergebrochenen Zellen des Klosters instandzusetzen, transportierten die Frauen allein vom Hafen Zement, Ziegel, Kalk, Holz und Meerwasser. Diese Zwangsarbeiten dauerten monatelang und waren die schwersten und brutalsten.
Über das Martyrium mit dem Wasser haben wir schon vorher gesprochen. Jeden Tag gingen die Verbannten für die Zubereitung des Essens und das Putzen des Innenhofes und der anderen Räume des Klosters bei Morgengrauen hinunter und standen dort stundenlang und warteten, bis sich Wasser in den trockenen Brunnen gesammelt hatte.
Da es lange Zeit keine Toiletten im Lager gab, waren die Verbannten gezwungen, ihre Notdurft in den Feldern und Olivenpflanzungen ringsherum zu erledigen und jede Woche mit den Spitzhacken, Schaufeln oder Hölzern hinauszugehen, um die Exkremente zu bedecken, Abfall zu verbrennen und den Boden mit Kalk zu besprengen. Doch die Raben und Krähen, von denen Schwärme über die Insel flogen, haben die Exkremente wieder ausgegraben und die blutigen Lumpen verstreut.
Das qualvolle Leben des Sklaven …
Wenn die verschiedenen Offiziere der Wache oder die einfachen Gendarmen sahen, wie sie ohne Protest arbeiteten, luden sie ihnen auch noch ihre Lebensmittel oder das Gepäck von den Kaikia auf, damit sie das den Anstieg zum Kloster hinauftrugen und sie selbst folgten hinter ihnen mit leeren Händen und breitem Lachen und verspotteten sie.
Dieses ganze qualvolle Leben des Sklaven, das täglich noch härter wurde, führte dazu, dass diejenigen, die Kinder hatten, diese schicksalsergeben vernachlässigten. Unaufhörlich weinten jene pickligen und schmutzigen Kinder, bettelnd und ihre Mütter auf den Felder suchend. Was diese selbst angeht, so verzweifelten sie an den Strapazen je mehr die Tage vergingen, wurden bleich vor Hunger und ihre einzige Kleidung und ihre Schuhe zerlumpten. In ihren Gesichtern offenbarte sich die Sorge um ihre Angehörigen, die schon seit einiger Zeit in den Bergen kämpften und deren Spuren sich verloren hatten.
Briefe, Schecks, Zeitungen und wenige Päckchen kamen einmal pro Woche mit dem Kaiki des Lagers. Alles zensierten sie sehr streng bevor sie es den Verbannten übergaben, verzögerten die Ausgabe des wenigen Geldes von den Schecks und löschten oder schnitten einen Teil des Inhalts der Briefe weg.
Quälerei auch mit der Post
Es war normal, Briefe zurückzuhalten, um so bestimmte Frauen zu bestrafen, weil sie sich während der Zeit der Zwangsarbeit empört hatten oder um sie in Sorge zu halten. Dieses Vorenthalten von Briefen und Nachrichten war die am leichtesten handhabbare Bestrafung in den Händen der Verwaltung.
Die Post verteilte der Kommandant selbst beim morgendlichen Appell, wo die Frauen in der Reihe standen. Wenn eine sich verspätete loszulaufen, wenn er ihren Namen vorlas, behielt er den Brief und gab ihn ihr erst nach Tagen, während er die eintreffenden Briefe, die die Nachricht vom Tod irgendeines Andarten enthielten, bis zum Schluss behielt und sie unbarmherzig vor der unglücklichen Mutter, Schwester oder Ehefrau vorlas und ihr sogleich sagte, sie solle eine Reue-Erklärung abgeben, da es jetzt keinen Grund mehr gebe, dass sie sich hier befinde. Die Verbannten schrieben einen Brief jede Woche, den sie ebenso streng zensierten und oft verbrannten sie alle zusammen, damit sie ihren Bestimmungsort nicht erreichten. Die Zeitungen, die früher gekommen waren, verboten sie, gleich als das Lager der Männer nach Makronísi kam.
Bis Februar 1948, als es noch viel weniger Frauen waren, gingen sie fast frei in das Männerlager, um bei der Kantine einzukaufen und um Lebensmittel zu holen, wenn das Kaiki ankam.
Mit Erlaubnis des Kommandanten
An den großen Feiertagen (Ostern, Weihnachten, Mariä Verkündigung) aßen alle zusammen. Als aber die großen Schiffsladungen eintrafen und das Kloster sich mit Verbannten füllte, wurde der Umgang miteinander verboten. Der Kommandant gab jedes Mal eine Erlaubnis nur einer bestimmten Anzahl von Frauen und für eine bestimmte Zeit für ihre Einkäufe.
Die Männer hatten außer der Kantine einen Schusterladen, eine Tischlerei, eine Werkstatt, die ihre verschiedenen Geräte reparierte, sie fertigten Tröge, Hocker und andere Werkzeuge. Sie hatten auch eine Schneiderei mit ihrer eigenen Nähmaschine.
Nur mit Erlaubnis durften die Frauen an der Wache vorbei, um ihre Schuhe zum Schuster zu bringen oder zu anderen Werkstätten zu gehen.
In der Kantine konnte man die notwendigsten Dinge bekommen, vom Briefpapier, Briefmarken, Zwirn und Nähnadeln, bis hin zu Konserven und Brot. Alle diese Dinge verkauften die Verbannten zu viel geringeren Preisen als der Dorfladen.
Diese Kantine, die den verbannten Leuten von Tríkeri so sehr nützlich war, kam nach unaufhörlichen Anträgen und Eingaben beim Kommandanten zustande.
Einen Teil der Gewinne, so sagte man uns, behielt die Verwaltung ein, und die übrigen 7% stellten sie für zusätzliches Öl für den Kessel der allgemeinen Essensversorgung zur Verfügung, für die verschiedenen Bedürfnisse der Werkstätten und für die vollkommen mittellosen verbannten Männer oder Frauen.
Im Februar, als die Männer nach Makronísi gingen, übergaben sie die Artikel der Kantine an zwei, drei Frauen, um sie zu verwalten und zu verkaufen, und gaben die Anweisung, dass alle Sachen, die nicht verkauft wurden, an die jungen Mütter verteilt werden sollten.
Aus ihren verschiedenen Ersparnissen hatten die Männer eine Nähmaschine gekauft, die sie ebenfalls im Frauenlager zurückließen, doch als sie uns im Januar 1950 nach Makronísi verschifften, nutzten sie in der allgemeinen Aufregung und dem Durcheinander die Gelegenheit und nahmen sie uns weg mit der Begründung, die Verbannten hätten sie der Kirche geschenkt.
Die Stütze der verlassenen Frauen
Die verbannten Männer waren die moralische Stütze für jene verlassenen Frauen, die vielleicht zum ersten Mal ihre Häuser verlassen hatten und mit der Brutalität und der militärischen Disziplin zu tun hatten. Außer der praktischen und moralischen Hilfe, die sie anboten, sorgten sie dafür, dass auch jene an den Unterhaltungsaktivitäten teilnahmen – denn sie hatten ein Theater, einen Chor und ein schönes Stadion für Gymnastik. Doch wollen wir zu den unglücklichen Mitverbannten zurückkommen.
Malaria war alltägliche Krankheit im Lager. Viele Frauen und Kinder hatten die dafür charakteristische Blässe. Das Fieber und der Schüttelfrost streckten sie häufig auf die Matratze nieder, sie waren schweißüberströmt und hinfällig, und danach verschwand es wie es gekommen war ohne Arzneimittel und medizinische Behandlung.
Am nächsten Tag, nach der Krise oder auch noch mit Fieber, gingen sie zu den Zwangsarbeiten.
Zuerst die Malaria, und danach die Tuberkulose. Für die Tuberkulösen gab es keine besondere Sorge. Sie schliefen in den Zelten zusammen mit den anderen, direkt neben den Kindern. Dort spuckten sie Blut, dort husteten und keuchten sie.
Paraskeví Kriméki, eine junge verbannte Frau, die gerade in Tríkeri angekommen war, begann nach den Strapazen bleich und hinfällig zu werden. Danach spuckte sie andauernd Blut mitten in ihrem Zelt vor den erschrockenen Frauen. Nach kurzer Zeit, erschöpft und verzweifelt wie sie war, unterschrieb sie die Reue-Erklärung und wurde mit der Tragbahre weggebracht. Ob sie wohl noch gelebt hat?
Vangelítsa Ergáti, ein junges Dorfmädchen von 18 Jahren, starb an Tuberkulose wenige Tage nach ihrer Ankunft im Lager. Sie begruben sie dort wie ein Tier, aber ich darf sie nicht vergessen …
Es waren nur wenige, vor allem die älteren, die nicht vor Ermüdung und der Feuchtigkeit stöhnten, die keine inneren Schmerzen hatten ohne den Grund zu kennen und ihre Heilung. Was sie am meisten zermürbte, war nicht die schwere Arbeit, denn sie waren an das harte bäuerliche Leben gewohnt, sondern der Frost, der Hunger, das Zusammengedrängtsein in den Zelten, das Streiten, das Weinen, das Beengtsein und die Unsauberkeit.
Ruhr und Typhus
Schwarze Mückenschwärme kamen aus den Gruben und von den unbedeckten Exkrementen, ließen sich auf dem Brot, dem Essen nieder, saßen hartnäckig rund um den Mund und den Augen der Kinder. Die Mücken übertrugen die Mikroben der Ruhr und der Augenschmerzen, die zwei Plagen von Tríkeri. Die Ruhr war die häufigste und schlimmste von den Krankheiten im Lager. Sie warf ganze Einheiten nieder, und oft breitete sie sich schnell in der ganzen Kompanie aus, denn es gab keine Toiletten und keine Medizin. Allmählich wurde diese elende Krankheit chronisch, denn sie traf auf erschöpfte Organismen. Sie war eine Art Cholera, die Dehydrierung, Blässe und Melancholie brachte.
Aber es fehlte auch nicht der Typhus, der von dem trüben Brunnenwasser und dem schlecht gewaschenen Gemüse kam. Die Gesichter der Kinder waren mit Pickeln befallen, die sie quälten und sie quengelig und lästig machten. Die Staphylokokken und die Krätze waren unter den Verbannten sehr verbreitet und sogar noch quälender als ihre Peiniger selbst.
Für diese fürchterlichen Epidemien gab die Verwaltung keinen Reis, Zucker, Zitronen, nicht einmal Arznei. Das Essen mit den Hülsenfrüchten warfen sie ins Meer, um die Fische zu mästen, denn die meisten konnten es nicht essen, und anderen wieder, die es aßen, ging es danach schlechter.
Wenn es auch genug verbannte Ärzte im Männerlager gab, erlaubten sie es ihnen nicht, die kranken Frauen zu behandeln. Der Lagerarzt hatte seine Praxis in einer Klosterzelle und daneben gab es ein Zimmer, das „Genesungszimmer“, wo es drei, vier Matratzen für die Schwerkranken gab.
Von den Arzneimitteln des Roten Kreuzes kamen zu uns nichts außer Aspirin, Jod und ganz wenig Chinin für die Malaria. Es gab weder Salbe gegen die Krätze noch Sulfamidsalben für die Pickel der Kinder.
Mit den Verbannten auch ihre Kinder
Viele von den „vorbeugend“ Verbannten hatten ihre Kinder bei sich, Babys, Kleinkinder oder ältere, von 6 bis 12 Jahren. Im Sommer 1949 waren es ungefähr hundertachtzig Kinder. Für alle diese Kinder gaben sie nicht die Beihilfe von 2.700 Drachmen, die der Staat für jeden Verbannten zur Verfügung stellte, noch eine sonstige Hilfe. So hatten sie keine Portion Brot oder Essen und wären vollkommen nüchtern geblieben, wenn sie nicht von den 80 Dramia Brot ernährt worden wären, das sie ihren Müttern gaben.
Die Frauen sorgten immer dafür, von dem großen Essenskessel das Essen der Kinder herauszunehmen, unbemerkt von der Verwaltung, wodurch sich der allgemeine Anteil verringerte. Das Problem mit dem Brot aber blieb ungelöst, denn es reichte für niemanden, und das, welches sie aus dem unteren Lager brachten, wo es weniger Kinder gab, war unbedeutend angesichts des furchtbaren Mangels.
Das Griechische Rote Kreuz unterstützte diese Kinder niemals noch erkannte es sie als Gefangene an. Sie behielten sie dort als Vergeltungsmaßnahme für die „Kinderaushebung“ der Andarten.
Weil die Seife und das Wasser so begrenzt und teuer war, blieben sie schmutzig, zerlumpt, bleich und voller Pickel. Schatten, die Geisterkindern glichen. Vor allem für diese Kinder gaben viele Mütter die Reue-Erklärung ab und verließen die verfluchte Insel.
Vor diesem Unglück ist es überflüssig zu erwähnen, dass die großen Kinder ohne jegliche Ausbildung oder pädagogische Versorgung blieben, und sie trieben sich den ganzen Tag auf den Feldern und an den Steilküsten herum oder blieben zusammengekauert in den schimmligen Zellen und den dunklen Zelten ohne zu spielen.
Ohne Milch für die Säuglinge
Die Säuglinge litten noch mehr, denn es gab keine Milch, und wenn ihre Mütter sie noch stillten, kamen sie wegen der täglichen Zwangsarbeiten nicht dazu.
Die gefangenen schwangeren Frauen – und es gab viele in diesem Zustand – sahen mit Schrecken der schweren Stunde der Niederkunft entgegen. Es gab keine Versorgung für die Wöchnerinnen und die Kleinen. Nicht einmal Windeln, um sie einzuwickeln und sie vor dem Frost zu bewahren.
Im Winter 1948 starb ein Neugeborenes gleich nach seiner Geburt. Im September 1949 gebar eine Slawomakedonierin Zwillinge. Bis zu den letzten Tagen ihrer Schwangerschaft ging sie zu den Zwangsarbeiten und trug mit einem seltsamen Stolz ihre Schwäche. Sie gebar Zwillinge auf dem Erdboden eines Kellers des Klosters, ohne dass es kaum jemand wußte. Das eine Baby starb nach zwei Tagen und das andere tauften einige Mädchen vom unteren Lager Eleftheria (Freiheit). Auch dieses starb eine Woche später.
Der kleine Friedhof für die Verurteilten
Außerhalb vom Kloster, wenige Meter vom Haupttor entfernt, liegt der kleine Friedhof für die Verurteilten von Tríkeri. Er hat nichts, was den Friedhöfen ähnelt, die wir kennen. Es ist ein kleiner viereckiger Platz mit fünf, sechs frischen Gräbern, der mit den ersten Regenfällen grün wurde wie die umliegenden Felder.
Einige alte Verbannte pflanzten an diesem Platz einen Oleander und befestigten ein aus Olivenholz geschnitztes Kreuz in der Erde. Einige kleinere Kreuze sind ringsherum aufgestellt, durch den Regen und die Sonne verfault, und auf ihnen sind gerade noch einige ausgebleichte Buchstaben mit dem Namen und der Heimat der Toten zu erkennen.
Die Gräber der kleinen Kinder unterscheiden sich überhaupt nicht davon. Nur das Regenwasser steht in ihren kleinen Gruben und im Frühling sprießen dort zuerst der Mohn und die Kamille.
Zwei Schritte von diesen anonymen Gräbern, die nur wir kennen, entfernt, sind die Zelte. Dort daneben gehen die Frauen auf und ab und manchmal gehen beim Spielen die Kinder dahin und verstecken sich hinter dem dicht belaubten Oleander und dem großen Holzkreuz.
Sie sind alle so dicht bei den Gräbern, dass ihre tägliche Nachbarschaft zu den Toten bei ihnen keinen Eindruck hinterlässt. Vielleicht, weil nach einer schweren Malariakrise, einer Lungenentzündung, einer Tuberkulose, einer Grippe oder auch einem Kratzer an den scharfen Drähten, sie selbst möglicherweise unter dem salzigen Boden liegen könnten.
Tríkeri, Oktober 1950
Der Text wurde von Markus List aus dem Griechischen übersetzt.