Die Orange oder Apfelsine ("Chinaapfel") wurde bereits 2000 v. Chr. in China genutzt. In Europa wurden die ersten Orangenbäume im westlichen Mittelmeerraum (Portugal, Spanien) angebaut und erst später in Italien und Griechenland, wo sie inzwischen zu den wichtigsten Kulturbäumen gehören. Die farbenfrohen und leckeren Früchte sind wegen ihres hohen Vitamin C-Gehalts und ihrer entzündungshemmenden Wirkung gerade in der kalten Jahreszeit sehr beliebt, zumal in dieser Zeit bei uns nicht viel einheimisches Obst angeboten wird. Der Anbau von Orangen hat einen sehr hohen Stellenwert für die Landwirtschaft in Griechenland. Eine Vorreiterstellung im Anbau von Orangen hat das Gebiet der Peloponnes. Die Früchte, die dort wachsen, sind bekannt für ihre ausgezeichnete Qualität. Die größte Orangenproduktion befindet sich in der Argolis, der Region um Nafplio und Mykene, und in Lakonien östlich des Taygetos-Gebirges bei Sparta und Skala.
Das kleine Städtchen Skala - an der Südküste der Peloponnes gelegen - hat hervorragende klimatische Bedingungen für den Anbau von Orangen. Das Tal des Evrotas öffnet sich zum Meer nach Süden hin und besitzt einen sehr nährstoffreichen Boden. Hier werden die Orangen zu tausenden Tonnen von ausländischen Erntearbeitern gepflückt, die aufgrund des knallharten Preiskrieges deutscher und holländischer Discounter für ihre harte Arbeit schlecht entlohnt werden. 2014 haben deshalb ausländische Landarbeiter hauptsächlich aus Pakistan das Rathaus in Skala besetzt, um gegen die schlechten Bedingungen ihrer Beschäftigung zu protestieren. Durch ihren Streik wurde die Orangenernte in dieser Region lahmgelegt. (Quelle: DimokratiaNews.gr).
In der Nähe des kleinen Ortes Mirtia bei Skala befindet sich ein Betrieb, in dem jährlich an die 15.000 Tonnen Orangen verarbeitet werden. Das ganze Jahr über sind ca. 50 Arbeiter in diesem Betrieb beschäftigt. Während am Sortierband fast nur Frauen arbeiten, sind die Männer mit der Zulieferung und der Technik beschäftigt. Die gereinigten und sortierten Orangen werden in Kartons verpackt und dann exportiert vor allem nach Holland, aber auch Edeka in Deutschland bezieht diese Orangen. Die aussortierten Früchte gehen in die Saftfabrik nach Sparta (Sparta Orange).
Für eine gute Qualität ist der richtige Zeitpunkt der Ernte ausschlaggebend, da Orangen nicht nachreifen. Zu früh geerntet enthalten sie zu wenig Saft und schmecken bitter, zu spät von den Bäumen geholt, werden sie trocken und schmecken fade. Im Mittel reifen Orangen etwa zwischen sechs bis neun Monate nach der Blüte. Als Pflanzen der subtropischen bzw. tropischen Klimazone blühen sie meist mehrmals im Jahr, wobei die im Herbst nicht ausgereiften Früchte im nächsten Frühjahr vollständig reif werden können. Orangen werden nur vollreif geerntet, da sie – im Gegensatz zu anderen Früchten wie z. B. Pfirsichen – nicht nachreifen.
In der Evrotas-Region wird im Oktober und November die Speiseorange Navellina geerntet. Sie hat einen geringen Fruchtzuckeranteil, schmeckt also leicht säuerlich. Da diese Sorte eine lockere Schale besitzt, sind diese Orangen prima zu pellen und haben keine oder nur sehr wenig Kerne. Von Dezember bis Februar werden Mandarinen und Clementinen verarbeitet. Im März folgt die Orangensorte Navel Lane Late. Diese Früchte reifen lange Zeit am Baum und werden darum herrlich süß. Navel Late kann man beim Einkauf ganz leicht erkennen, sie haben nämlich eine weitere kleine Frucht innerhalb der Hauptfrucht. Diese kleine Zweitfrucht zeigt sich meist durch eine nabelartige Öffnung am Ende der Hauptfrucht. Und danach bis in den Oktober hinein folgt die Saftorange Valencia. Diese Sorte blüht im Frühjahr und trägt im Sommer die ersten Früchte, die allerdings noch grün sind und erst im kommenden Sommer zur orangenen Frucht reifen. Die lange Reifezeit am Baum und die geografischen und klimatischen Bedingungen vor den Toren des Taygetos-Gebirges bieten optimale Voraussetzungen für einen leckeren Fruchtsaft. Bei dieser Sorte reichen schon 2 Orangen, um ein großes Glas mit Saft zu füllen.
